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Session 1e: Einzelbeiträge zu Grenzüberschreitungen in Wissenschaftskommunikation, wissenschaftlicher Weiterbildung und Hochschuldidaktik
Zeit:
Montag, 15.09.2025:
16:15 - 18:15
Ort:E 312
Präsentationen
Transfer, Open Science und Wissenschaftskommunikation: Herausforderungen und Potenziale offenen Wissens am Beispiel ‚Erziehung nach Auschwitz – Erinnern mit Games in der Erwachsenenbildung‘
Tamara Diederichs, Inka Engel
Universität Koblenz, Deutschland
In einer Wissensgesellschaft gewinnt der Zugang zu wissenschaftlichem Wissen zunehmend an Bedeutung (Stehr 2023, S. V). Wissenschaft sieht sich daher nicht nur mit der Generierung neuen Wissens konfrontiert, sondern auch mit Fragen der Offenheit und des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse. Insbesondere die Open-Science-Bewegung (UNESCO 2021) fordert eine stärkere Transparenz und Zugänglichkeit von Forschung, während Hochschulen vermehrt in ihrer „dritten Mission“ gesellschaftlichen Wissenstransfer leisten sollen (Hochschulrektorenkonferenz 2017).
Die Öffnung von Wissenschaft und ihr Transfer stehen in enger Wechselwirkung mit bildungswissenschaftlichen Fragestellungen (vgl. Diederichs & Desoye 2023). Auch die Erwachsenenbildung spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle: Die Vermittlung wissenschaftlichen Wissens an eine breite Öffentlichkeit kann als grundlegender Bestandteil der Erwachsenenbildung im Sinne der Aufklärung verstanden werden (Faulstich & Trumann 2016; Schmid 2024).
Der vorliegende Beitrag knüpft an diese Debatte an und stellt ein praxisbezogenes Projekt vor, das im Rahmen des Workshops „Methodik, Didaktik, Technik... – Aus der Praxis der Erwachsenenpädagogik. Erziehung nach Auschwitz. Didaktische Überlegungen zur Erinnerungsarbeit“ durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines Erinnerungsspiels für die Erwachsenenbildung, das von Studierenden auf Basis von Forschungsdaten aus dem vom Landtag Rheinland-Pfalz geförderten Projekt „BEFEM #weitergedenken“ konzipiert wurde. Dabei galt es, die Potenziale von Spielen für die historische Bildungsarbeit zu nutzen, ohne die ethische und historische Verantwortung der Erinnerungskultur zu untergraben.
Der Beitrag geht der zentralen Frage nach: Welche Potenziale und Herausforderungen ergeben sich aus den Anforderungen an die Forschung im Hinblick auf die Produktion offenen Wissens? Dies wird anhand der Spielkonzeption im Kontext der Erziehung nach Auschwitz beleuchtet und zeigt auf, welche Rolle Spiele als didaktische Instrumente der Wissenschaftskommunikation in der Erwachsenenbildung einnehmen können.
Das Spiel mit den Disziplinen – Interdisziplinarität in der wissenschaftlichen Weiterbildung
Alina Praun
Technische Universität Dresden, Deutschland
Wissenschaftliche Weiterbildung wird häufig im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse sowie der Öffnung von Hochschulen für beruflich Qualifizierte betrachtet. In diesem Zusammenhang werden wissenschaftliche Weiterbildungsangebote oft als inter- oder transdisziplinär charakterisiert (Alexander, 2022; Habeck, 2021), begründet mit ihrer hybriden Position zwischen Wissenschaft, Erwachsenenbildung und Gesellschaft (Alexander, 2022; Sweers, 2022). Insbesondere Inter- & Transdisziplinarität kann hier als ein "Spielraum" verstanden werden, in dem Akteur:innen mit unterschiedlichen fachlichen Perspektiven agieren und Bedeutungen aushandeln müssen.
Im Rahmen des Beitrags werden daher aus Perspektive des transformativen Lernens folgende Fragestellungen betrachtet:
• Wie wird Interdisziplinarität als Konzept in der (wissenschaftlichen) Weiterbildung verstanden?
• Welche Gestaltungsspielräume und Restriktionen beeinflussen interdisziplinäre wissenschaftliche Weiterbildungsangebote?
Dem Beitrag liegt eine Grounded Theory Methodologie nachgegangen (Strauss & Corbin, 1997) zugrunde. Zu diesem wurden 15 Interviews mit Leitungs- und/oder Organisationspersonal weiterbildender Masterstudiengänge in Deutschland geführt sowie dazugehörige Studiendokumente erhoben und in einem iterativen Prozess kodiert und analysiert. Die Datenerhebung folgte dabei den Prinzipien des theoretical Samplings.
Die Analyse zeigt, dass Interdisziplinarität allgemein als Zusammenarbeit zwischen Disziplinen verstanden wird, wobei meist verschiedene Disziplinen Lehrangebote in dem Weiterbildungsangebot unabhängig voneinander unterbreiten. Die Heterogenität der Studierenden und Lehrenden hinsichtlich akademischer Vorbildung und berufspraktischer Erfahrungen ist essentiell, um interdisziplinäre Perspektiven in fachliche Diskussionen einzubringen, insbesondere da die Integration der verschiedenen disziplinären Perspektiven meist durch die Studierenden selbst erfolgt. Interdisziplinarität zeigt sich insbesondere durch die Verknüpfung von wissenschaftlichem Wissen mit der Arbeits- und Lebenswelt der Teilnehmenden und zielt häufig auf eine Transformation der Praxis durch Reflexion ab. Die Ergebnisse zeigen, dass interdisziplinäre wissenschaftliche Weiterbildung nicht nur fachliche Kompetenzen vermittelt, sondern zugleich ein Spielfeld ist, in dem Fachgrenzen reflektiert, neue Perspektiven vermittelt und kreative Ansätze für die Praxis (der Teilnehmenden) entstehen sollen.
Zwischen Spielräumen, Freiheiten und Restriktionen: Wie Hochschullehrende ihr Selbstverständnis definieren:
Hannah Lutz-Vock
Frankfurt University of Applied Sciences, Deutschland
Die Digitalisierung, hybride Lehrformate und KI-gestützte Tools haben die Spielräume von Hochschullehrenden in den letzten Jahren grundlegend verändert. Während digitale Lehrangebote Studierenden neue Freiheitsgrade eröffnen, erleben Lehrende diese Transformation teils auch als Einschränkung ihrer professionellen Handlungsspielräume. Doch wie wirkt sich diese Entwicklung auf ihr professionelles Selbstverständnis aus?
Der Beitrag untersucht, wie Hochschullehrende ihre Rolle in der digitalen Bildungslandschaft wahrnehmen und welche Gestaltungsspielräume ihnen für Lehr- und Lernprozesse verbleiben. Welche Strategien entwickeln sie, um sich als professionelle Akteur:innen zu positionieren? Erste Ergebnisse aus dem Promotionsvorhaben zeigen, dass sich viele Lehrende zunehmend als Lernbegleiter:innen und Coaches verstehen. Gleichzeitig berichten sie von Herausforderungen in der Betreuung: Zwar bieten digitale Formate Studierenden mehr Flexibilität, doch die Bindung zur Lehrperson nimmt ab. Das Rollenverständnis umfasst somit die Begleitung des Lernprozesses und impliziert ein konstruktivistisches Lernverständnis.
Die Untersuchung basiert auf problemzentrierten Interviews mit Hochschullehrenden, die mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet wurden. Der Beitrag liefert sowohl theoretische als auch empirische Impulse für die Hochschuldidaktik und zeigt auf, wie sich Lehrstrategien, Betreuungsansätze und professionelle Selbstverständnisse an die neuen digitalen Rahmenbedingungen anpassen müssen. Abschließend wird diskutiert, welche hochschuldidaktischen Konzepte und Unterstützungsangebote notwendig sind, um Lehrende in diesem Transformationsprozess zu begleiten und ein nachhaltiges Lehrverständnis zu fördern.