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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 2c: Panel
Zeit:
Dienstag, 16.09.2025:
9:00 - 10:45

Moderator*in der Sitzung: Fabian Rüter, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V., Deutschland
Ort: E 313


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Präsentationen

Digitalisierung im Handlungsspielraum von Weiterbildungsorganisationen

Chair(s): Fabian Rüter (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V., Deutschland), Falk Scheidig (Ruhr-Universität Bochum, Deutschland)

Im Zusammenhang mit andauernden digitalen Entwicklungen sehen sich Organisationen als Anbieter von Weiterbildung einem tiefgreifenden Transformationsprozess ausgesetzt (Bonnes, 2024; Donat, 2023; Rohs, 2019). Nicht zuletzt hat die COVID-19-Pandemie viele Weiterbildungsorganisationen dazu gezwungen, ihre Angebote kurzfristig auf ein Onlineformat umzustellen (Rott & Schmidt-Hertha, 2024).

Im Zuge der Digitalisierung in der Erwachsenenbildung verändern sich organisationale Prozesse im Hinblick auf die Angebotsentwicklung sowie die Interaktion mit den Teilnehmenden. Empirisch zeigt sich einerseits, dass die Digitalisierung das Angebot von Weiterbildung verändern kann (Martin, 2025) und andererseits, dass Digitalisierung auch zum Gegenstand von Angeboten wird (Rohs et al., 2021). Analysen zeigen, dass auch über die Pandemie hinaus Onlinekurse angeboten werden und dabei teilweise Präsenzkurse ersetzen, oft aber das bestehende Angebot ergänzen (Scheidig, 2024).

Insbesondere das Anbieten von Onlinekursen, die Einführung von Plattformen sowie die Integration neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz in das Angebot führen zu grundlegenden Veränderungen im Handlungsspielraum von Weiterbildungsorganisationen. Die Erforschung von Veränderungen in Organisationen der Weiterbildung stellt ein wichtiges Desiderat der erwachsenenpädagogischen Digitalisierungsforschung dar (Altenrath et al., 2021). Das vorliegende Panel greift dieses Desiderat auf und nimmt die Digitalisierung in Weiterbildungsorganisationen allgemein sowie spezifisch in Volkshochschulen (VHS) in den Blick. Aus drei Perspektiven wird beleuchtet, wie sich die Digitalisierung auf die Teilnahme an Weiterbildung sowie die Gestaltung von Weiterbildungsangeboten auswirkt. Die Analysen werden auf Basis etablierter Sekundärdaten der Volkshochschulstatistik und des wbmonitor sowie auf Basis der Datenbank des Portals VHS-Kursfinder durchgeführt.

 

Beiträge des Panels

 

Plattformen in der Erwachsenenbildung – Effekte der Einführung von Online-Volkshochschulen auf Belegungszahlen

Julian Hemmerich, Fabian Rüter
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V., Deutschland

Plattformen haben in den vergangenen Jahren an enormer Wirtschaftsmacht gewonnen und sind zu einem strukturbildenden Merkmal vieler Märkte geworden (Staab & Nachtwey, 2016; Kirchner 2022). Auch in der Erwachsenenbildung wird Plattformen eine wachsende Relevanz zugeschrieben (Alke, 2022; Grotlüschen, 2018). Repräsentative Erhebungen zeigen, dass beschleunigt durch die COVID-19-Pandemie die Anzahl an Onlinekursen in der Erwachsenenbildung stark gestiegen ist (Kohl & Denzl, 2021). Nutzerzahlen kommerzieller Anbieter weisen darauf hin, dass in diesem Zusammenhang auch der Einfluss von Plattformen gewachsen ist (Coursera, 2024). Auch im Bereich öffentlicher Weiterbildung gewinnen Plattformen an Relevanz: Seit 2020 haben die VHS-Landesverbände Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg unter dem Titel "Online-VHS" eigene Plattformen gegründet, auf denen auf das gebündelte Angebot der VHS im Bundesland zugegriffen werden kann. Ziele sind, das "Online-Programm noch weiter auszubauen" sowie "eine höhere Kursauslastung" (Bayerischer Volkshochschulverband e.V., 2021).

Entsprechend stellt sich die Frage, ob die Einführung von Online-VHS zu einer erhöhten Teilnahme an Onlinekursen führt. Um diese Frage zu beantworten, analysieren wir Daten der Volkshochschulstatistik von 2018 bis 2023. Dabei wird die Entwicklung der Teilnahmezahlen an Onlinekursen an den VHS in Sachsen und Bayern mit denen der restlichen Volkshochschulen verglichen, um Treatment-Effekte der Online-VHS auf Teilnahmezahlen an Onlinekursen zu schätzen. Ein erstes heterogenes difference-in-differences Model mit augmented inverse-probability weighting (Callaway & Sant’Anna, 2021) zur Berücksichtigung unterschiedlicher Zeitpunkte

der Einführung der Online-VHS zeigt einen positiv-signifikanten Effekt auf die Belegungszahl in Onlinekursen (n = 866; N = 4991; overall ATT = 226,766; p = 0.005).

 

Spielarten des Digitalen: Eine computergestützte Angebotsanalyse zu Künstlicher Intelligenz als Thema von Volkshochschulangeboten

Falk Scheidig
Ruhr-Universität Bochum, Deutschland

Im Kontext der Durchdringung vieler Lebensbereiche von Digitalisierungsprozessen gewinnt der (mögliche) Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Privaten wie im Beruf an Bedeutung. Für die Nutzung von KI-Systemen, aber auch für die kritisch-reflektierte Einschätzung von Limitationen und Risiken von KI sind KI-bezogene Kompetenzen erforderlich (Mikeladze et al., 2024). Erwachsenenbildungsangebote können einen Beitrag zur Entwicklung KI-bezogener Kompetenzen leisten. Das Erkenntnisinteresse des Beitrags gilt der Frage: Welche inhaltliche

Ausrichtung besitzen Veranstaltungen zu KI an Volkshochschulen (VHS)?

Zur Beantwortung der Fragestellung wurden die Ankündigungstexte von 585 VHS-Angeboten zu KI aus der Datenbank des „VHS-Kursfinder“ extrahiert und analysiert. Bei der Analyse wurden drei Verfahren kombiniert: Zunächst wurde – anknüpfend an bisherige Programmforschung (Fleige et al., 2019) – eine strukturierende qualitative Inhaltsanalyse vorgenommen. Zudem wurden zwei (teil-)automatisierte Analyseverfahren verwendet: Während Topic Modeling zur Identifizierung latenter Themen im Datensatz zum Einsatz kam (Murakami et al., 2017), wurde mit einer Sentimentanalyse ermittelt, ob die VHS-Angebote zu KI positiv oder negativ konnotiert sind (Liu, 2012).

Die qualitative Inhaltsanalyse zeigt, dass das Gros der Angebote anwendungsorientiert ist. Dies spiegelt sich auch teilweise in den latenten Themen, die mit Topic Modeling errechnet wurden. Damit übereinstimmend legt die Sentimentanalyse offen, dass die Auseinandersetzung mit KI überwiegend positiv konnotiert ist. Zugleich zeigt sich, dass auch negative Aspekte wie Risiken von KI Gegenstand der VHS-Angebote sind. Ausgehend vom theoretischen Rahmen der Studie

werden die Ergebnisse eingeordnet. Ebenso wird auf Spezifika der Methodik und auf Limitationen eingegangen.

 

Digitalisierungsinvestitionen von Weiterbildungsanbietern während der Corona-Pandemie: Langfristige Auswirkungen auf den Anteil von Online-Kursen

Lisa de Vries, Andreas Martin
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V., Deutschland

Im Zuge der Corona-Pandemie ist der Anteil von Online-Kursen in der Weiterbildung stark angestiegen (Christ et al. 2021; Rohs 2020). Aktuelle Befunde zeigen jedoch einen Rückgang dieses „Digitalisierungsschubs“ im Anschluss an die Corona-Pandemie (Ortmanns et al. 2024). Ein Großteil der Weiterbildungsanbieter hat im Zeitraum der Corona-Pandemie in Digitalisierung investiert (z.B. in Hard- oder Software) – jedoch in unterschiedlichen Bereichen und Umfang (Koscheck et al. 2022). Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob und welche Digitalisierungsinvestitionen während der Pandemie langfristig zur Etablierung von Online-Kursen im Anschluss an die Pandemie beigetragen haben.

Basierend auf der Annahme, dass es sich bei der Entscheidung über den Umfang des Angebotes von Online-Kursen um rationale Abwägungen handelt, wenden wir die Rational-Choice Theorie (Esser 1999) an. Dieser Konzeption folgend ist die Entscheidung über das Angebot von Online-Kursen von der Differenz von Nutzen und Kosten sowie der wahrgenommenen Eintrittswahrscheinlichkeit dieser Faktoren abhängig. Je höher die Investitionen in die Digitalisierung während der Corona-Pandemie waren, umso geringer sind im Anschluss an die Pandemie die Kosten für eine langfristig etabliertes Online-Angebot. Bei gegebener Nutzenerwartung und Eintrittswahrscheinlichkeit sollte das Online-Angebot nach der Pandemie umso höher sein, je höher die Investitionen während der Pandemie.

Als Datenbasis dienen die Jahre 2021 und 2024 des wbmonitor. Mit difference-in-differences (DiD) Modellen, die wir mit propensity score matching kombinieren, testen wir den Effekt getätigter Investitionen in eine digitale Infrastruktur und Maßnahmen zur Unterstützung Lehrender in den Jahren 2020/2021 auf die Entwicklung von Online-Kursen zwischen den Jahren 2020 und 2023. Erste DiD-Modelle auf Grundlage von Daten bis 2022 (N = 501 Einrichtungen) liefern keine Bestätigung für die theoretischen Annahmen.

 

Kommentierung

Bernd Käpplinger
Justus-Liebig-Universität Gießen, Deuschland

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