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Sitzungsübersicht
Sitzung
Keynote 1: Ines Langemeyer (KIT Karlsruher Institut für Technologie): Lern- und Handlungsfähigkeit als Interagilität – zur Entwicklungsfähigkeit im Erwachsenenalter angesichts der gegenwärtigen Krisen
Zeit:
Montag, 15.09.2025:
14:45 - 15:45

Ort: E 011


Zusammenfassung der Sitzung

"Interagilität“ wird als Begriff zur Problemaufschlüsselung der Entwicklungsfähigkeit im Erwachsenenalter eingeführt. Es geht um die dynamische Qualität von zwischenmenschlichen Beziehungen, die als eigene Ebene analysiert werden soll und dabei als eine Dimension von Lern- und Handlungsfähigkeit bzw. allgemeiner als Entwicklungsfähigkeit (als Fähigkeit zur Entwicklung von Fähigkeiten) interpretiert wird. Eine zwischenmenschliche Situation, bestimmt durch das wechselseitige Verhalten zueinander, kann erstarrte oder flexibel veränderbare Muster aufweisen. Diese mögen zurückführbar sein auf die ‚klassisch‘ diskutierbaren Fragen biologischer und gesellschaftlicher Bedingungen, die sowohl ermöglichend als auch begrenzend sein können. Der Vortrag thematisiert jedoch, wie das Erweitern von Lern- und Handlungsfähigkeit als eigenständiger Gegenstand in den erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Blick genommen werden kann. Er versucht die grundlegende bildungsphilosophische Frage damit nicht in letztlich individuelle Eigenschaften, Kompetenzen oder Intentionen der einzelnen Beteiligten aufzulösen, sondern Wesentliches des Geschehens in der Beziehungs- und Erlebensqualität zwischen Menschen zu verorten. Ankerbeispiele für die Interagilität sind thesenförmig gefasst: (1) Die Kunst des Schachspiels wird nicht als planvolles Handeln gedeutet, sondern ähnlich wie Michel de Certau als Spielsituation. Handeln beginnt vor dem Hintergrund, wo Muster und Strategien identifiziert werden, um durch weitere Züge die Konstellation im Spielfeld zu verändern. Eine Spielsituation wird analysiert durch die Verabredungen, gegenseitigen Erwartungen und die Zweitpersonalität (ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß…); sie kann mit Norbert Elias auch als Figuration gefasst werden. (2) An der Kampfkunst mit dem Ankerbeispiel Aikido werden Bezüge zur Emotionsforschung nach Thomas Fuchs und der Modulation von Emotionen hergestellt und mit dem ersten Ankerbeispiel weiter verbunden. Verdeutlichen lässt sich hier die „Interagilität" als das Umlenken der Energien, als Modulation von emotionalen Beziehungen. Damit kommt die Leiblichkeit mit ins Spiel. Ein drittes Ankerbeispiel (3) ist die materielle Verschiebung der Bedeutungsfelder als Figuration oder Spielsituation wie diese Verschiebungen im Kontext wissenschaftlicher Experimente nach Hans-Jörg Rheinberger gedeutet werden, der im Anschluss an Gaston Bachelard vom Umgang mit Spuren spricht. Die Diskussion von Interagilität dient dazu, die Theorie dafür zu öffnen, um kooperative Aspekte, aber auch Hinsichten des miteinander Kämpfens und Ringens sowie zweitpersonale Dimensionen von Lernen und Entwicklung in den Vordergrund zu stellen. Die Bedeutung dieser theoretischen Perspektivierungen wird im Hinblick auf den Umgang mit Krisen (Klimakrise, Krise der Demokratien, Krise des Gemeinwesens, Technologienkrise etc.) beleuchtet.




 
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Veranstaltung: DGfE-Sektionstagung EB 2025
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.106
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