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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 3d: Digitale Teilnahme und Teilhabe in der Erwachsenenbildung
Zeit:
Donnerstag, 26.09.2024:
11:15 - 13:00

Chair der Sitzung: Falk Scheidig, Ruhr-Universität Bochum
Ort: S06 S03 B06

50 Plätze

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Präsentationen

Ungleiche digitale Teilnahmechancen – eine quantitative Untersuchung zu regionalen Disparitäten im digitalen Angebot von Volkshochschulen

Charis Peischl, Falk Scheidig

Ruhr-Universität Bochum, Deutschland

Theoretischer Hintergrund

Volkshochschulen (VHS) sind als größter Anbieter allgemeiner Erwachsenenbildung in Deutschland eine zentrale Institution für die Ermöglichung lebenslangen Lernens (DVV, 2011). Die Corona-Pandemie führte zu einer verstärkten Aufnahme digitaler Angebote in VHS-Programme (Hoenig et al., 2022; Rohs, 2020; Sgodda, 2021). Vorteile digitaler Angebote sind insbesondere die hohe zeitliche und räumliche Flexibilität und der Abbau von Mobilitätsbarrieren (Åkerfeldt et al., 2023), wodurch die Teilnahmechancen für bestimmte Zielgruppen erhöht werden können. Dies besitzt Relevanz mit Blick auf den VHS-Auftrag, eine flächendeckende und niedrigschwellige Grundversorgung mit Erwachsenenbildungsangeboten zu gewährleisten (Widany et al., 2022). Zwischen den Volkshochschulen bestehen jedoch Unterschiede hinsichtlich des Anteils digitaler Angebote am Gesamtprogramm (Ortmanns et al., 2024). Basierend auf Annahmen zum Programmplanungshandeln (z. B. Gieseke, 2003; von Hippel, 2011) kann davon ausgegangen werden, dass nicht nur einrichtungsinterne Faktoren, sondern auch externe Faktoren wie regionale Gegebenheiten eine bedarfs- und bedürfnisorientierte Programmplanung (Fleige et al., 2019) beeinflussen und somit auch die Aufnahme digitaler Angebote in die VHS-Programme.

Fragestellung

Inwiefern lassen sich Disparitäten im digitalen Angebot von VHS mit einrichtungsinternen und regionalen Faktoren erklären?

Methode

Zur Beantwortung der Fragestellung wurde der Anteil digitaler Angebote von 818 VHS in Deutschland im Jahr 2022 analysiert. Aufbauend auf Forschung zu Programmplanungshandeln wurden ausgewählte Einrichtungsmerkmale (Rechtsträger, finanzielle Ressourcen, Volumen des Gesamtangebots) und regionale Faktoren (Urbanitätsgrad, BIP, Altersdurchschnitt, formales Bildungsniveau der Bevölkerung – jeweils auf Kreisebene) als mögliche Einflussfaktoren regressionsanalytisch betrachtet. Datengrundlage für die Berechnung verschiedener Regressionsmodelle bildeten einerseits die jüngsten Daten der VHS-Statistik für das Berichtsjahr 2022 (Ortmanns et al., 2024) und andererseits Daten der amtlichen Bevölkerungsstatistik.

Ergebnisse

Es zeigt sich, dass ein Zusammenhang zwischen den regionalen Faktoren und dem Anteil des digitalen VHS-Angebots besteht. Die institutionellen Merkmale erklären nicht signifikant mehr Varianz als die regionale Bevölkerungsstruktur. Die Differenzen der berechneten Modelle und deren Aussagekraft werden interpretiert und diskutiert.



Digitale Teilhabe (und Teilgabe?) älterer Menschen

Christina Klank, Tjard de Vries, Ines Himmelsbach, Michael Doh

Katholische Hochschule Freiburg, Deutschland

Das vorliegende Forschungsvorhaben nimmt ältere Menschen aus Einrichtungen des Betreuten Wohnens oder der Pflege als vulnerable Zielgruppe in den Fokus, die in Bezug auf Bildungs- und Digitalisierungsangebote bisher unzureichend erschlossen wurde. Während 81 Prozent der Menschen ab 60 Jahren zumindest selten das Internet nutzen, sind von den Personen ab 85 Jahren nur noch 36 Prozent online (Rathgeb et al., 2022). Mit Blick auf diesen „digital divide“ wurden im Rahmen eines interdisziplinären und auf fünf Jahre angelegten Verbundprojekts ehrenamtliche Technikbegleiter:innen (TB; als Technikexperten) dazu geschult, Internetneulingen (IN) der Zielgruppe die Nutzung digitaler Geräte über einen Peer-to-Peer-Ansatz (PPP) näherzubringen. Das Ziel dieses Beitrags ist es, die daraus entstandenen Chancen der Teilhabe an der digitalen Welt zu erfassen sowie zu prüfen, inwiefern Formen der Teilgabe resultieren. Parallel zur Durchführung des PPP wurden 43 Personen aus beiden Zielgruppen (18 TB, 25 IN) anhand einer Kombination aus biographisch-narrativen und problemzentrierten Interviews befragt. Das Datenmaterial wurde mittels des Verfahrens der Rekonstruktion narrativer Identität (Lucius-Hoene & Deppermann, 2004) ausgewertet. Anhand der Rekonstruktion von Bildungsbiographien über den Lebenslauf werden Rückschlüsse zu Lern- und Bildungsverhalten sowie sozialer und digitaler Teilhabe gezogen. In diesem Vortrag werden anhand von fünf Fällen (4 IN, 1 TB) Muster der Nutzung digitaler Geräte und damit Möglichkeiten und Auswirkungen der Partizipation abgeleitet. Durch die Teilnahme am PPP lassen sich einerseits eine rege selbstständige Nutzung digitaler Geräte und damit digitale Teilhabe rekonstruieren und andererseits Formen sozialer Teilhabe identifizieren, so in der Interaktion der Anleitung oder über die digitale Kommunikation mit der Familie im In- und Ausland. Bei zwei Fällen resultieren Formen der Teilgabe, in dem das selbst erlernte Wissen genutzt wird, andere Personen anzuleiten. Jenseits von Vorstellungen von Steigerung, wie häufig in Diskursen der Erwachsenenbildung präsent, zeigen die Analysen des Beitrags, dass im Sinne der SOK-Theorie (Baltes & Baltes, 1989) selbst bei vulnerablen Gruppen Formen von Aufrechterhaltung und Verlustregulation bedeutsam für die digitale Teilhabe sein können. Das Forschungsprojekt zeigt auf, dass auch Menschen im 4. Lebensalter zunehmend als Adressat:innen von Erwachsenenbildung relevant werden.



ENTFÄLLT: Zwischen Selbst- und Fremdbestimmung: Metaphern zum Lernen mit Bildungstechnologien unter besonderer Berücksichtigung von Künstlicher Intelligenz

Franziska Bellinger1, Franco Rau2

1Universität zu Köln, Deutschland; 2Universität Vechta, Deutschland

Untersucht wird die metaphorische Rahmung des Lernens mit Künstlicher Intelligenz (KI) im bildungspolitischen Diskurs mit einem Fokus auf das Verhältnis von Selbst- und Fremdbestimmung. Dabei wird auf Lakoff und Johnson (1980) rekurriert, die herausstellen, dass Metaphern eine Bedeutung hinsichtlich der Formung menschlicher Kognition und dem Verstehen zukommen. Angelehnt an eine Metaphernanalyse (Schmidt 2015) werden bildungspolitische Dokumente aus Europa (u. a. European Commission 2022) unter der leitenden Frage, mit welchen metaphorischen Mustern KI-Entwicklungen für die Erwachsenenbildung diskutiert wird, analysiert. Das systematische Vorgehen gliedert sich in zwei Schritte:

1. Identifikation von Metaphern(dis)kontinuitäten bzgl. des Verhältnisses von Selbst- und Fremdbestimmung: Die Analyse ausgewählter bildungspolitischer Papiere verfolgt das Ziel, traditionelle und anerkannte metaphorische Muster zu Partizipation zwischen den Polen Selbst- und Fremdbestimmung zu identifizieren, die Bildungstechnologien in den Papieren zugeschrieben werden. Angelehnt an vorangehende Studien (z. B. Weller 2022; Koc 2013) wird die Persistenz bestimmter Partizipationsmetaphern sowie deren Folgen für die Wahrnehmung für das Lernen mit Bildungstechnologien im Erwachsenenalter aufgezeigt.

2. Fokusanalyse der inhärenten metaphorischen Sprache zu KI: Anschließend werden die Papiere hinsichtlich ihrer metaphorischen Sprache für KI untersucht. Dabei werden auch Begriffe wie „maschinelles Lernen“ und „selbstbestimmtes Lernen“ berücksichtigt, um implizite Annahmen und aufkommende Ansichten zur Rolle von KI zur Partizipation an Lernen und Bildung im Erwachsenenalter herauszuarbeiten.

Die Untersuchung zeigt auf, wie metaphorische Muster bestimmte Facetten von Bildungstechnologien im bildungspolitischen Diskurs einerseits verdeutlichen sowie andererseits verschleiern. Entlang der Analyse lassen sich ferner sowohl der Nutzen als auch die Grenzen dieser Metaphern bei der Dekonzeptualisierung von Partizipation in Bezug auf bestehende metaphorische Muster von Bildungstechnologie im Allgemeinen und entsprechende Vorstellungen zur Rolle von KI-Systemen im Besonderen bewerten. Der Vortrag gibt Aufschluss darüber, inwiefern neuartige Ideen und sprachliche Bilder zur Integration von KI in Lehr- und Lernumgebungen die Erwartungen an und bildungspolitische Strategien von Erwachsenenbildung prägen und welche Rolle das Verhältnis von Selbst- und Fremdbestimmung dabei spielt.



 
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Veranstaltung: DGfE-Sektionstagung EB 2024
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