Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 3a - Panel: Teilnahme als Interaktionsphänomen in Formaten des Lernens Erwachsener
Zeit:
Donnerstag, 26.09.2024:
11:15 - 13:00

Chair der Sitzung: Franziska Wyßuwa, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Ort: S06 S00 B41

80 Plätze

Zusammenfassung der Sitzung

In der Disziplingeschichte der Erwachsenenbildung sind Fragen der Ermöglichung von Partizipation konstitutiv für die Gestaltung der Bildungspraxis. Dies drückt sich in Konzepten der Zielgruppen-, Lebenswelt- und Teilnehmendenorientierung aus. Die Konstruktion des Erwachsenen und die Ermöglichung von Teilnahme und Lernen ist dabei eng verbunden mit der Thematisierung von Wissen, Erfahrung und Biografie (Dausien 2003, Dinkelaker & Kraus 2012, Wyßuwa i.V.).

Im vorgeschlagenen Panel verfolgen wir einen interaktionstheoretischen Zugang. Lernen und Teilnahme werden als soziale Realitäten (vgl. Dinkelaker 2008, 2016) untersucht und die Verfahren der wechselseitigen Hervorbringung von Teilnahme und Teilhabe der Beteiligten zum Gegenstand des Panels. Aus dieser Perspektive interessiert die Rekonstruktion des interaktiven Vollzugs und der Verhandlung von Teilnahme. Anhand ethnografischer und konversationsanalytischer Verfahren bearbeiten die Beiträge des Panels Fragen nach der Prozessierung sowie der interaktiven Aushandlung von (Nicht-)Teilnahme in unterschiedlichen Formaten des Lernens Erwachsener: Beratungen, Bildungsveranstaltungen und hybriden Lernsettings: Wie wirken Selbstansprüche und Konzepte (Erfahrungs-, Kompetenzorientierung, Ermöglichung gesellschaftlicher Teilhabe) in konkrete Interaktionen hinein? Welche Formen von Teilnahme werden nahegelegt und (nicht) vollzogen? Wie koordinieren, verhandeln und ggf. problematisieren die Anwesenden Teilnahmeanforderungen, -möglichkeiten und -widerstände?

Dabei geht es im Panel nicht nur um die empirischen Befunde der je spezifischen Ausdrucksformen und Spielarten von Teilnahme, sondern auch um deren (professions-)theoretische Diskussion: Die These, dass Teilnahme situativ hergestellt und verhandelt wird, öffnet den Blick für die damit verbundenen Praktiken, Dynamiken und praktischen Kernprobleme erwachsenpädagogischen Handelns. Die Frage, wie Erfahrungs- und Wissensthematisierungen Teilnahme und Teilhabe ermöglichen, zumuten oder auch regulieren, verspricht Aufschlüsse darüber, was überhaupt in Formaten des Lernens Erwachsener als ‚Lernen‘ kommuniziert werden kann und wie Teilnahmezuschreibungen dazu beitragen, pädagogische Kommunikation (Kade & Seitter 2007) hervorzubringen.


Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

„Wenn ich weiß, was ich gut kann, weiß ich, was mein nächster Job sein könnte“ – Teilhabeaussichten und die Herstellung von Teilnahme in der Kompetenzberatung

Amos Christopher Postner

Universität Wien, Österreich

In der Erwachsenenbildung sind die Teilnahme an Bildungsveranstaltungen und die Erweiterung gesellschaftlicher Teilhabe eng aufeinander bezogen. Dieser Beitrag fragt danach, wie die Verknüpfung von Teilnahme und Teilhabe im interaktiven Vollzug von Bildungsveranstaltungen thematisiert wird. Dabei wird die These vertreten, dass Teilnahme an Erwachsenenbildung gerade durch kommunikativ vermittelte Aussicht auf (erweiterte) soziale Teilhabe hergestellt wird. Exemplarisch gezeigt wird dies anhand ethnographischer Forschung zu Kompetenzberatungen, in denen über die Ermittlung von Kompetenzen zur „Aktivierung“ und „Neuorientierung“ der Teilnehmer*innen beigetragen werden soll (Brandstetter & Kellner 2014). In den Kompetenzberatungen wird damit den Ratsuchenden in Aussicht gestellt, dass das Wissen um eigene biographisch erworbene Kompetenzen den Aufbau bzw. die Erweiterung bildungs- und berufsbiographischer Handlungsspielräume und damit von Teilhabe unterstütze. Diese kommunikativ in Anspruch genommene „Wirksamkeit“ des Verfahrens wird so – trotz ihrer konstitutiven Ungewissheit – zu dessen zentraler Legitimation. Entsprechend verdeutlichen ethnographische Protokolle aus der Kompetenzberatung, dass die Teilnahme an diesem Beratungssetting dort krisenhaft wird, wo die Teilnehmer*innen die propagierte Wirksamkeit hinterfragen. Hieraus werden Schlussfolgerungen zur Professionalität erwachsenenpädagogischen Handelns gezogen, die um die Herstellung und Fortsetzung von Teilnahme kreisen.



„Dafür besteh ich drauf, dass sie mit mir in Kontakt bleiben, Fragen stellen, Beispiele einbringen...“ - Kommunikation von Teilnahmeerwartungen und -möglichkeiten in Bildungsveranstaltungen

Franziska Wyßuwa

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland

Hinsichtlich der Frage der Herstellung von Beteiligung in Bildungsveranstaltungen stellen mikrodidaktisch-programmatische Konzepte Formen des Erfahrungsbezugs als grundlegend heraus (Dausien 2003). Im Horizont der Theorie pädagogischer Kommunikation (Kade & Seitter 2007) werden Praktiken der Vermittlung und Aneignung von Wissen fokussiert und empirisch Modi des Teilnehmens als spezifische Muster des Sich-Zuwendens im Umgang mit Wissen untersucht (Dinkelaker 2016). Der Beitrag nimmt die Kommunikation und Verhandlung von Teilnahmeerwartungen sowie Realisierungsmuster von Teilnahme in Bildungsveranstaltungen am Beispiel von audiografisch aufgezeichneten Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte in den Blick und fragt, wie sich (Nicht-)Teilnahme im Spannungsfeld der Thematisierung von Erfahrung und Wissen ausgestaltet (Wyßuwa, i.V.)

Konversationsanalytisch werden in zwei für Bildungsveranstaltungen zentralen Interaktionsformaten ¬¬– Vortrag und Gespräch – kommunizierte Teilnahmeerwartungen und prozessierte Teilnahmeverläufe rekonstruiert und systematisiert. Überraschend ist der Befund, dass auch in Vorträgen vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten von Lehrenden und Teilnehmenden im Wechselspiel von Konkretion und Abstraktion hervorgebracht werden. Es wird die These entfaltet, dass Erfahrungsthematisierungen eine in der Interaktion verhandelte epistemische Funktion zukommt. Die Interaktionsformate stellen dabei unterschiedliche Ressourcen der Relationierung von Erfahrung und Wissen dar, die Beteiligungsmöglichkeiten herstellen und verhandelbar machen.



(Pädagogische) Kommunikationsformate in der kulturellen Erwachsenenbildung als Gestaltungsmodi von Teilnahme

Karola Cafantaris

Universität Hamburg, Deutschland

Wie die Ermöglichung von Bildungsprozessen in der kulturellen Erwachsenenbildung stattfindet, wie also kulturelle Inhalte für Erwachsene zugänglich gemacht werden, ist eine Frage, die sich vor allem auch in Hinblick auf die Verbesserung kultureller gesellschaftlicher Teilhabe formulieren lässt (Stang 2020). Auch die kulturelle Erwachsenenbildung (KB) steht vor der Aufgabe, ihr Angebot für alle Bevölkerungsgruppen übergreifend zugänglich zu machen. Am Beispiel eines Stiftungsprojekts der KB, das sich programmatisch der Förderung kultureller Vielfalt am Beispiel der Erforschung von Stadtgeschichte widmet, soll der Fokus auf die interaktional hergestellten Bedingungen von Teilnahme gelegt werden. So thematisiert der Beitrag die Ermöglichung pädagogischer Kommunikation (Kade 1994) in einem hybriden Lernsetting aus kommunikationstheoretischer Perspektive (Cafantaris 2020). Mit Hilfe einer Heuristik, die zwischen unterschiedlichen Kommunikationsformaten im pädagogischen Setting unterscheidet, soll gezeigt werden, wie Teilnehmer:innen den Umgang mit Wissen und ihre Teilnahme im untersuchten Setting gestalten und beschreiben. Die dargestellten Befunde beziehen sich dabei auf ethnographische Beobachtungsprotokolle wie auch auf Sequenzen aus ethnographischen Interviews mit Teilnehmer:innen (Cafantaris 2021). Wie sich im Zusammenspiel von Kommunikationsformat, Setting und inhaltlicher Ausrichtung der Kommunikation ein pädagogisches Setting herausbildet, in dem bestimmte Erwartungen an die Teilnehmer:innen interaktional hergestellt werden und welche Varianten der Teilnahme im Stiftungsprojekt dadurch prozessiert werden, wird Gegenstand des Beitrags sein.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Veranstaltung: DGfE-Sektionstagung EB 2024
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.105+CC
© 2001–2025 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany