Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 3
Zeit:
Donnerstag, 21.09.2023:
11:30 - 13:00

Chair der Sitzung: Mandy Schiefner-Rohs
Ort: Geb. 3, F 009


Medienpädagogische Begegnungen


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Präsentationen

“Braucht es das wirklich auch noch?“ Zukunftsperspektiven für die Gestaltung Digitaler Bildung im Grundschulalter

Rudolf Kammerl1, Cindy Bärnreuther1, Andreas Dertinger1, Franziska Koschei2, Lena Schmidt2, Susanne Eggert2

1Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Deutschland; 2JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, München

Bereits vor der Covid-19-Pandemie verfolgten die Bildungsministerien der Länder mit den Strategien „Medienbildung in der Schule“ (KMK 2012) und „Bildung in der digitalen Welt“ (KMK 2017) bzw. „Digitale Bildung“ (Europäische Kommission 2018) das Ziel, an Schulen von Beginn an den Erwerb vielfältiger Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien, insbesondere eine kritisch-reflexive Handlungsfähigkeit zu fördern. Das Grundschulalter ist dabei eine besonders wichtige Entwicklungsphase, da das Lernen mit und über digitale Medien hier im Spannungsfeld zwischen Befähigung, Kinderrechten und dem Schutz vor entwicklungsgefährdenden Einflüssen stattfindet. Dabei fanden sich bereits vor der Pandemie bei Familien, Schulen und Anbieter*innen außerschulischer Medienbildung bzw. informatischer Bildung heterogene Positionen und Voraussetzungen, welche die praktische Umsetzung einer Grundbildung in diesem Bereich erschwerte (Thumel et al 2020, Kammerl et al 2022, Irion et a. 2023).

Die Covid-19-Pandemie und das damit verbundene Distance-Schooling haben die Nutzungshäufigkeit digitaler Medien im schulischen und familiären Alltag gesteigert. Dabei sind Stellenwert und Potentiale des Kompetenzerwerbs der Kinder im Umgang mit digitalen Medien noch deutlicher geworden und es stellt sich die Frage, inwiefern sich diese Phase auf die Weiterentwicklung des Bildungsbereichs ausgewirkt hat. Das DiBiGa-Projekt (https://dibiga-insight.de/) untersucht multiperspektivisch und interdisziplinär die langfristigen beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Digitale Bildung im Grundschulalter.

Für das Projekt wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, in der zentrale Ergebnisse zur Digitalen Bildung unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie analysiert wurden (Dertinger et al im Druck). Anschließend wurden Fokusgruppeninterviews mit relevanten Akteur*innen im Bereich der Grundschulbildung (u. a. Grundschulkinder, Lehrpersonen und Vertreter*innen der schulischen Verwaltungsebene) geführt, um beabsichtigte und unbeabsichtigte Auswirkungen der verstärkten Integration digitaler Medien in das Bildungssystem im Kontext der Covid-19-Pandemie zu identifizieren. Die gewonnenen Erkenntnisse werden durch partizipative Verfahren erweitert und kommunikativ validiert, um schließlich Handlungsempfehlungen und Impulse für die zukünftige Gestaltung der Digitalen Bildung im Grundschulalter und deren Gelingensbedingungen zu entwickeln.

In unserem Vortrag auf der Herbsttagung möchten wir gerne die Ergebnisse der Fokusgruppeninterviews und des partizipativen Verfahrens vorstellen und mit den Teilnehmenden Folgerungen für Handlungsempfehlungen diskutieren.

Literatur:

Dertinger, A. et al. (im Druck). Wie hat sich das pandemiebedingte Distance-Schooling auf die Digitale Bildung im Grundschulalter ausgewirkt? Ein systematisches Review. In: Zeitschrift für Grundschulforschung

Europäische Kommission (2018): Mitteilung der Kommission an das europäische Parlament, den Rat, den europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. Zum Aktionsplan für digitale Bildung, online unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52018DC0022&from=DE [10.05.2023].

Irion, T.; Peschel, M. & Schmeinck, D. (Hrsg.) Grundschule und Digitalität. Grundlagen, Herausforderungen, Praxisbeispiele. Frankfurt a. M. Grundschulverband.

Kammerl, R., Lampert, C. & Müller, J. (Hrsg.) (2022). Sozialisation in einer sich wandelnden Medienumgebung. Baden-Baden: Nomos.

Kultusministerkonferenz (KMK). (2012). Medienbildung in der Schule. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_03_08_Medienbildung.pdf [11.05.2022].

Kultusministerkonferenz (KMK). (2017). Strategie der Kultusministerkonferenz. Bildung in der digitalen Welt. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2016/2016_12_08-Bildung-in-der-digitalen-Welt.pdf [11.05.2022].

Thumel, M., Kammerl, R. & Irion, T. (Hrsg.) (2020). Digitale Bildung im Grundschulalter. Grundsatzfragen zum Primat des Pädagogischen. München: kopaed.



Inklusion und Digitalisierung im OER-Format lernen, weiterentwickeln und verbreiten - Lehrer:innenbildung mit ORCA.NRW (InDigO)

Anna-Maria Kamin1, Petra Büker2, Sina Gantenbrink2, Katrin Glawe2, Jana Herding2, Alina Schulte-Buskase3, Tim Tibbe1

1Universität Bielefeld, Deutschland; 2Universität Paderborn, Deutschland; 3Universität Siegen, Deutschland

Frei verfügbaren Bildungsmaterialien, sogenannten Open Educational Resources (OER), werden große Potentiale zugeschrieben, um über die Hochschullehre in den Austausch zu treten und innovative Lehr-Lernmaterialien und Konzepte kollaborativ weiterzuentwickeln (vgl. BMBF-Strategiepapier, 2022). Dazu bedarf es einer gemeinschaftlichen Open Educational Practice (OEP) (vgl. Bellinger & Mayrberger, 2021), die eine neue transformative ‚Kultur des Teilens‘ ermöglicht. Der Etablierungsprozess von OER und OEP an Hochschulen verläuft bislang jedoch langsam und wenig disruptiv (vgl. Riar et al., 2020), obwohl mittlerweile bildungspolitische Bestrebungen, wie die OER-Strategie des BMBFs und OER-Policys der Hochschulen für einen abgesicherten Rahmen sorgen. Allerdings sind bereits zahlreiche Hürden und Hemmnisse empirisch nachgewiesen (vgl. Otto, 2021). Es gilt insofern, Gelingensbedingungen, Problemlagen und Weiterentwicklungsbedarfe für eine neue ‚Kultur des Teilens‘ zu identifizieren, um konzeptionelle Hinweise für die Etablierung von OER und OEP abzuleiten und die vermuteten Chancen zu prüfen.

Diesem Desiderat widmet sich das Verbundprojekt InDigO am Beispiel der inklusionsorientierten Lehrer:innenbildung (vgl. Webseite von InDigO). Lehrende aus sechs Universitäten planen und führen Lehre mit OER in Tandems durch. Die Begleitforschung besteht aus von den Lehrenden geführten prozessbegleitenden Logbüchern (N= 6) und Gruppeninterviews (N= 12) jeweils nach der Planungs- und Durchführungsphase. Im Beitrag sollen erste inhaltsanalytisch ausgewertete Ergebnisse der Begleitforschung vorgestellt werden. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass in Bezug auf den Professionalisierungsbereich Inklusion, der Austausch und die Kooperation als sehr gewinnbringend wahrgenommen werden, und die Nutzung von OER individuelle Bildungspraktiken durchaus verändert. Die Medienpädagogik ist und wird in Zukunft als wichtige Schlüsseldisziplin für den Umgang mit OER von entscheidender Bedeutung sein, da durch die Öffnung der Lehre nicht nur die Vorteile digitaler Medien voll ausgespielt werden können, sondern auch auf didaktischer und pädagogischer Ebene neue Möglichkeiten entstehen (vgl. Hegarty, 2015). Im Diskurs über OER wird darüber hinaus besonder deutlich, dass es einer reflexiven und kritischen Medienpädagogik bedarf, um beispielsweise die Gestaltbarkeit medialer Entwicklungen zu begleiten (vgl. Hofhues, 2021).



Medienbildung für den Klimaschutz: Ein innovativer medienpädagogischer Ansatz zur KI-basierten Nutzung von Satellitendaten für Bildung und Klimaschutz

Tilman-Mathies Klar

Universität Paderborn, Deutschland

Das Pilotprojekt "Climate Data Entrepreneurial Club" (CDEC) (gefördert vom BMWK) repräsentiert einen zukunftsweisenden medienpädagogischen Ansatz zur Förderung von Jugendlichen in den Bereichen digitale Bildung und Klimaschutz. Expert*innen aus Medienpädagogik, Erdbeobachtung und Informatik arbeiten zusammen, um Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, mit KI-gestützter Analyse von Daten aus Satellitenmissionen zu arbeiten und somit digitalen, KI- und Datenkompetenzen zu erweitern.
Ebenso strebt das Projekt das Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an, indem Jugendlichen ein Verständnis für die Auswirkungen ihres Handelns auf die Welt vermittelt wird. Es unterstreicht somit die Bedeutung von BNE im Kontext digitaler Bildung und Klimaschutz.

Auf einer Metaebene wird mithilfe des Projektes gezeigt, wie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Informatik und Medienpädagogik gestaltet werden kann und welche gewinnbringenden Vorteile dadurch entstehen. Die Evaluation orientiert sich u.a. an einer fokussierten Diskurs- und Dispositivanalyse. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zur Medienpädagogik in einer immer stärker digitalisierten und vernetzten Welt.
Mittels anpassbarer Lernmodule werden Jugendliche dazu angeregt, Klimadaten und deren KI-Nutzung zu erkunden und eigene Projektideen im Bereich Medienpädagogik, Informatik und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Das Projekt ermutigt dazu, gemeinnützige Unternehmen zu gründen, die diese Ideen prototypisch umsetzen. Es wird besonderer Wert auf die Förderung von Mädchen und jungen Frauen gelegt. Sie werden dazu angeregt, sich mit Erdbeobachtungsdaten auseinanderzusetzen und aktiv an der Entwicklung von Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels mitzuwirken. Dadurch wird ihr Interesse und ihre Beteiligung in den Bereichen Medienbildung und Informatik gestärkt.
Das CDEC-Projekt strebt auch an, die Erkenntnisse zu verbreiten und den Austausch mit Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zu fördern. Ein Netzwerk aus Wissenschaft, Praxis und bildungspolitischen Akteuren wird aktiviert, um die Ergebnisse nachhaltig in der schulischen und außerschulischen Medienbildung zu verankern.
Das interdisziplinär angelegte Projekt (Gesellschaft für Informatik, Geomatik der Universität Bochum und Informatik und Medienpädagogik der Universität Paderborn) bietet einen innovativen Ansatz zur KI-gestützten Nutzung von Satellitendaten für Bildung und Klimaschutz.