Relational in medienpädagogische Zukünfte?
Patrick Bettinger1, Olga Neuberger2, Miguel Zulaica y Mugica3, Julian Ernst4
1Pädagogische Hochschule Heidelberg, Deutschland; 2Ruhr-Universität Bochum, Deutschland; 3Technische Universität Dortmund, Deutschland; 4Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland
(Kurzfassung; Langversion siehe PDF) Das Konstrukt der Zukunft ist in hohem Maße als unbestimmt zu bezeichnen, stellt gleichermaßen aber auch eine wiederkehrende Figur hinsichtlich der Begründung des erzieherischen Tätigseins und somit ein oft implizites Legitimationsprinzip der Pädagogik dar. So soll sich etwa Bildung an für die Zukunft erwartete Anforderungen richten und auf Ungewissheit vorbereiten (Schiller 2022), Lernen zu einer sozial-ökologischen Transformation beitragen (Eicker et al. 2020) oder ‘kompetente Erziehung’ die Zukunft sichern (Schinkel 2019). Deutlich wird dabei: Zukunftsentwürfe sind dem pädagogischen Denken und Handeln offenbar inhärent. Das der Rede von der Zukunft innewohnende spekulative Moment verdeutlicht aber auch den prekären Charakter einer solchen Begründungsfigur, die bei aller prognostischer Finesse immer unbestimmt bleiben muss und insofern – ausgedrückt etwa in Form einer Rede von ‘Zukünften’ – stets ein kontingentes Spektrum unterschiedlicher Manifestationsmöglichkeiten umfasst. Dabei nimmt insbesondere – und gegenwärtig wohl mehr denn je – Technologie einen besonderen Stellenwert als sowohl gegenwärtige als wohl auch zukünftig prägende Kraft ein. Die der digitalen Medialität zugeschriebenen transformatorischen Potenziale erweisen sich auch im Hinblick auf die Diskussionen um (zukünftige) medienpädagogische Anschlüsse und grundlegenden Orientierungen als zentraler Punkt. In diesem Sinne lässt sich Digitalisierung als “Triebfeder für Strukturwandel in der Erziehungswissenschaft” (Bettinger 2020) verstehen.
Vor diesem Hintergrund befasst sich das Panel in Form von drei Beiträgen mit der Frage, inwiefern der ‘relational turn’ (Shults 2003) ein Wendepunkt für die (zukünftige) Ausgestaltung medienpädagogischer Theorie und Empirie sein kann. Beitrag 1 befasst sich mit relationale Subjekt- und Wissenskonzeptionen in anerkennungstheoretische Arbeiten sowie in den media- und memory studies. Beitrag 2 diskutiert unter Bezugnahme auf Überlegungen zur choreographierten Souveränität (Leineweber & Zulaica y Mugica 2022) Akteur*innenschaft und Relationalität aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive. Beitrag 3 widmet sich am Beispiel von algorithmischen Empfehlungssystemen phänomenologischen Erkundungen des Verstehens algorithmischer Empfehlungssysteme als eine relationale Perspektiven für die Medienpädagogik.