Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Author Meets Critics: Neue Veröffentlichungen zu Polarisierung und Populismus (Nils C. Kumkar / Kolja Möller)
Zeit:
Mittwoch, 24.09.2025:
12:00 - 13:00

Chair der Sitzung: Heike Delitz, Universität Regensburg
Chair der Sitzung: Lars Gertenbach, Universität Osnabrück

Präsentationen

Author Meets Critics: Neue Veröffentlichungen zu Polarisierung und Populismus

Heike Delitz1, Lars Gertenbach2, Nils C. Kumkar3, Kolja Möller3, Tanja Bogusz4

1Universität Regensburg; 2Universität Osnabrück; 3Universität Bremen; 4Universität Hamburg

Nils C. Kumkar: Polarisierung: Über die Ordnung der Politik

Während „die Leute“ sich einig scheinen, dass Polarisierung der Gesellschaft ein Problem darstellt, scheinen die Ergebnisse der empirischen Sozialforschung zu den Einstellungen in der Bevölkerung diese Polarisierung zu widerlegen. Nils C. Kumkar nimmt diese Diskrepanz zum Anlass, die Polarisierung der Gesellschaft anders zu fassen: als kommunikative Ordnungsbildung der politischen Öffentlichkeit und als Schema ihrer Selbstbeobachtung. Denn das, was die Leute beobachten, wenn sie sich um Polarisierung sorgen, sind nicht die Einstellungen ihrer Mitmenschen, sondern politische Kommunikation. Das Ergebnis dieser theoretischen Erkundung: sich massenmedial selbst beobachtende politische Öffentlichkeiten können sich auf sich fast nur als polarisiert einen Reim machen, und gerade das ist ein Weg, über den sich das politische System von den Einstellungen seines Publikums ein Stückweit emanzipieren kann. Der Aufstieg der sogenannten Rechtspopulisten in den vergangenen Dekaden ist auch dem Umstand geschuldet, dass es ihnen gelungen ist, in der öffentlichen Debatte dauerhaft einen Pol dieses persistenten Ordnungsmusters der politischen Selbstverständigung zu besetzen.

Kolja Möller: Volk und Elite. Eine Gesellschaftstheorie des Populismus

Der populistische Appell an das „Volk“ gegen die „Eliten“ ist gegenwärtig auf dem Siegeszug. Er ist keine kurzweilige Episode, sondern dominiert Politik und Gesellschaft in vielen Ländern der Welt. Wo kommt diese Politikform her, was ist ihre Geschichte und inwiefern knüpft sie an die Volkssouveränität an, wie sie in der Verfassung festgehalten ist? Welche Spielarten des Populismus sind zu unterscheiden? Wie ist ihr Verhältnis zu sozialen Krisenprozessen? Kolja Möller schreibt eine umfassende Geschichte des Populismus, die auf das 11. und 13. Jahrhundert zurückgeht und sich bis zu den Kämpfen um die Volkssouveränität im Zuge der Globalisierung erstreckt. Grundlage ist ein Zugriff, der klassische Einsichten der Gesellschaftstheorie mobilisiert (Marx, Luhmann, kritische Theorie) und fragt, wo und wie populistische Politikformen aktuelle Transformationsprozesse blockieren. Das Buch mündet in einem transformativen Populismus, der sowohl über eine Verteidigung der liberalen Demokratie als auch über zeitgenössische Vorschläge für einen „demokratischen“ Populismus hinausgeht.