Sitzung | |
Sek12: Sektion Familiensoziologie: "Aktuelle Projekte familiensoziologischer Forschung"
Sitzungsthemen: Meine Vortragssprache ist Deutsch., Meine Vortragssprache ist Englisch.
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Zusammenfassung der Sitzung | |
Der Vortrag "Who Bears the Burden? Couples’ Resources, Gender Ideology and Women’s Contraceptive Labor in Germany" wird auf Englisch gehalten. Alle anderen Vorträge der Veranstaltung sind auf Deutsch. | |
Präsentationen | |
Who Bears the Burden? Couples’ Resources, Gender Ideology and Women’s Contraceptive Labor in Germany GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Deutschland Preventing undesired pregnancies in different-sex relationships requires ongoing actions and decisions from both partners. However, the burden of contraception is not equally shared. Most modern contraceptive methods are designed for female bodies, and women are typically responsible for managing contraception, from obtaining prescriptions to dealing with side effects. This contraceptive labor encompasses financial, time, physical and emotional costs – forming an often-overlooked aspect of unpaid labor that parallels housework and childcare in its gendered distribution. Using 2021 data from the German Family Demography Panel (FReDA), we build on the novel “ContraIndex” to quantify the costs and risks, and hence, the level of contraceptive labor, of different contraceptive methods. Situating contraception within the framework of the gendered division of labor, we examine how women’s relative resources and gender ideology shape their contraceptive labor using OLS-regression techniques. Our findings suggest that women who are higher educated than their male partners use contraception requiring more contraceptive labor. Meanwhile, women working equal or greater hours in paid employment than their male partners perform less contraceptive labor as measured by the “ContraIndex”. A traditional gender ideology is linked to method use with higher contraceptive labor, though these associations are partly explained by age and parity. Traditional gender ideology is also connected to higher contraceptive labor, even if the woman has higher resources in terms of education or employment than her partner. Our results highlight a complex interplay between within-couple predictors related to the gendered division of labor and contraceptive behavior, underscoring the need for further research on contraceptive labor as an often-overlooked dimension of gender inequality. Zufriedene Väter? Arbeitsteilung, Normen und Wohlbefinden im europäischen Vergleich Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Deutschland Ziel dieser Studie ist es, die zentralen Einflussfaktoren auf das Wohlbefinden von Vätern in Europa zu analysieren. Untersuchungen zeigen, dass eine egalitärere Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit mit einer höheren Zufriedenheit von Müttern einhergeht. Doch inwieweit gilt dies auch für Väter? Mithilfe der Daten der ersten Welle von GGS Round II untersuchen wir die zentralen Einflussfaktoren auf das subjektive Wohlbefinden von Vätern in zehn verschiedenen wohlfahrtsstaatlichen Kontexten. Dabei betrachten wir sowohl kurzfristige emotionale Zustände (Happiness) als auch langfristige Bewertungen der eigenen Lebensumstände (Lebenszufriedenheit). Im Mittelpunkt stehen die Wechselwirkungen zwischen Erwerbs- und Familienarrangements, finanzieller Sicherheit sowie gesellschaftlichen Normen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Arbeitsteilung, operationalisiert über die Erwerbsarbeitszeiten beider Elternteile und die Hauptverantwortlichkeit für bestimmte elterliche Aufgaben, sowie auf Geschlechterrollenorientierungen. Diskrepanzen zwischen egalitären Idealen und gelebter Praxis sowie zwischen individuellen Einstellungen und gesellschaftlichen Erwartungen könnten mit einem geringeren Wohlbefinden zusammenhängen. Wir analysieren, inwiefern traditionelle oder egalitäre Vorstellungen von Vaterschaft verbreitet sind und wie diese Normen die Zusammenhänge zwischen Familienleben, Erwerbsdynamiken und dem Wohlbefinden von Vätern moderieren. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Vollzeiterwerbstätigkeit und eine geschlechtstypische Arbeitsteilung mit weniger egalitären Einstellungen einhergehen. Gleichzeitig sind Väter in Doppelkarriere-Paaren zufriedener als solche, deren Partnerin in Teilzeit oder gar nicht erwerbstätig ist. Unverheiratete und alleinstehende Väter sind tendenziell zufriedener, wenn sie egalitäre Vorstellungen von Elternschaft haben als Väter mit traditioneller Einstellung. Überraschenderweise zeigen unsere Ergebnisse keinen direkten Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Normen und dem individuellen Wohlbefinden von Vätern. Die Ergebnisse sind relevant für die Diskussion über Barrieren und Chancen geschlechtergerechter Arbeitsteilung und zeigen, ob Väter durch die Organisation von Erwerbs- und Familienleben in ähnlicher Weise beeinflusst werden, wie wir es bei Müttern beobachten. Zur Post-/Heteronormativität von Familienleitbildern queerer Personen in Deutschland – eine empirisch-quantitative Untersuchung Universität Rostock, Deutschland Während die sozialpolitischen und rechtlichen Veränderungen der vergangenen Jahre, z. B. die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, die Modifikation bestehender Normalitätsvorstellungen von Familie zu begünstigen scheinen, erfolgt die systematische Untersuchung von Familie noch immer primär entlang binärer Geschlechterkategorien und heteronormativen Vorstellungen. Diese methodische und theoretische Einschränkung hat zur Folge, dass das Modell der bürgerlichen Kleinfamilie als unhinterfragte Grundlage von familiären Strukturen etabliert wird. Zugleich bleiben (familiäre) Lebensrealitäten jenseits von Heteronormativität unsichtbar. Das eingeschränkte Spektrum, in dem Familie betrachtet wird, perpetuiert die bürgerliche Kleinfamilie als heteronormatives Ideal und trägt damit zur Marginalisierung von queeren Lebensmodellen bei (vgl. Teschlade et al. 2023). Dieser Spannungsraum wird im Beitrag anhand von empirischen Befunden aus dem laufenden Promotionsprojekt „(Re-)Thinking Family – Eine quantitative Untersuchung zu Familienleitbildern von LSBTIQA*“ in den Blick genommen. Anhand einer quantitativen, querschnittlichen Fragebogenerhebung wurden im Jahr 2024 familienbezogene Normalitätsvorstellungen von queeren Personen (n=652) in Deutschland erhoben. Familienbezogene Normalitätsvorstellungen werden dabei – unter Bezugnahme des Konzepts der Familienleitbilder (vgl. Diabaté/Lück 2014) – als ein Konglomerat aus Vorstellungen dessen verstanden, was im Kontext Familie als ‚normal‘, selbstverständlich oder erstrebenswert gilt. Im Zentrum der Studie stehen die Fragen, inwiefern sich spezifische Familienleitbilder bei queeren Personen identifizieren lassen und welche strukturellen Muster daraus hervorgehen. Zudem wird untersucht, welche soziodemographischen und -ökonomischen Faktoren die identifizierten Typen bedingen. Erste Ergebnisse, basierend auf bi- und multivariaten statistischen Analysemethoden, zeigen, dass Familienleitbilder von queeren Personen keineswegs homogen sind, sondern intern divers, spannungsvoll und teilweise widersprüchlich ausfallen: Wenngleich ein Großteil der Teilnehmenden ‚traditionelle‘ Leitbilder bewusst ablehnt und plurale Konzepte von Familie betont, bleiben heteronormative Vorstellungen – wie die Verwobenheit von Elternschaft in paarförmige Liebesbeziehungen – präsent. Elternschaft, Großelternschaft und Wohlbefinden im hohen Alter: Eine Mediationsanalyse psychosozialer Ressourcen Universität Siegen, Deutschland Auf Grund von gestiegener Lebenserwartung und der Zunahme von lebenslanger Kinderlosigkeit steigt nicht nur die Anzahl älterer Menschen ohne eigene Kinder, sondern auch die Anzahl älterer Menschen mit Kindern aber ohne Enkelkinder. Frühere Studien dokumentierten bereits ein geringeres Wohlbefinden von kinderlosen Personen im Vergleich zu Eltern im hohen Alter, ohne jedoch dabei mögliche Enkelkinder zu beachten. Zudem wurde bislang nicht getestet, welche sozialen und psychologischen Ressourcen im Zusammenhang mit dem Unterschied im Wohlbefinden stehen. Diese Studie untersucht, ob Elternschaft und Großelternschaft mit dem Wohlbefinden im hohen Alter zusammenhängt und inwiefern dies durch soziale Wertschätzung, soziale Kontakte, wahrgenommene Anomie und Autonomie vermittelt wird. Auf Basis der D80+-Studie wurden OLS-Regressionen und Mediationsanalysen durchgeführt. Eine getrennte Analyse nach dem Geschlecht der Befragten zeigt, dass kinderlose Frauen und Frauen mit Kindern aber ohne Enkelkindern eine geringere Lebenszufriedenheit als Großmütter berichten. Kinderlose Männer, Väter ohne Enkelkinder und Großväter berichten hingegen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich ihrer Lebenszufriedenheit. Kinderlose Frauen und Männer erfahren eine geringere soziale Wertschätzung und weniger soziale Kontakte. Kinderlose Frauen haben darüber hinaus ein stärkeres Gefühl der Anomie und empfinden eine höhere Autonomie als Großeltern. Eltern ohne Enkelkinder erfahren ebenfalls weniger soziale Wertschätzung als Großeltern, unterscheiden sich jedoch in den anderen Dimensionen nicht von ihnen. Die Mediationsanalysen verdeutlichen, dass Autonomie den negativen Zusammenhang der Kinderlosigkeit auf die Lebenszufriedenheit für Frauen abmildert, während soziale Wertschätzung, soziale Kontakte und Anomie diesen Zusammenhang vermitteln. Der Zusammenhang von Großelternschaft und Lebenszufriedenheit wird indirekt über soziale Wertschätzung und sozialem Kontakt vermittelt, nicht aber über Autonomie oder wahrgenommener Anomie. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder das Wohlbefinden nicht nur durch soziale Anerkennung und höhere Kontakthäufigkeit fördern, sondern dass kinderlose Frauen diesen Nachteil durch eine höhere Autonomie teilweise kompensieren. Die Studie trägt damit zur Debatte über die langfristigen sozialen und psychologischen Implikationen von Eltern- und Großelternschaft bei. Ökonomische Deprivation und Partnerschaftsgewalt gegen Frauen in Deutschland 1Universität Bremen, Deutschland; 2Europa-Universität Flensburg, Deutschland This work examines the association between economic deprivation and the likelihood of experiencing intimate partner violence (IPV) in Germany. While some international studies have shown a link between economic deprivation and IPV, analyses utilizing probability-based surveys to examine this association in Germany are mostly lacking. Within the framework of an economic power resource approach and using the German Family Panel pairfam, a large probability-based panel for Germany, this study aims to fill this gap. Results of linear probability models show that being unemployed, having children, and being unsatisfied with the household finances, as indicators of economic deprivation, significantly increase the risk of IPV victimization. A range of sensitivity checks corroborate these findings. Reichtum als soziale Beziehung. Inter- und Intragenerationale Perspektiven auf die familiale (Re)Produktion von Reichtum 1TU Dortmund, Deutschland; 2Soziologisches Forschungsinstitut (SOFI), Deutschland Reichtum und vermögende Familien sind im Vergleich zu Armut immer noch deutlich untererforscht. Erst in den letzten Jahren nehmen einschlägige soziologische Forschungen Fahrt auf. Häufig werden dabei jedoch Individual- oder Haushaltsvermögen untersucht. Unser Projekt geht darüber hinaus und wirft einen empirischen Blick auf die familialen Beziehungen zwischen den Mitgliedern vermögender Familien. Im Fokus der Analyse stehen die Entstehung und Weitergabe der Vermögen, Lebensstilpraxen der Familien(mitglieder) sowie auch Haltungen zu Gesellschaft und gesellschaftlicher Verantwortung. Der Vortrag stellt das Projekt vor und fragt insbesondere danach, wie die familialen Beziehungen die Weitergabe von Vermögen und Status beeinflussen. Das Kooperationsprojekt von der TU Dortmund und dem SOFI Göttingen wird von Nicole Burzan und Berthold Vogel geleitet (VolkswagenStiftung, 2023-2026). Methodisch werden mittels (bislang) 20 qualitativer Familien- und Einzelinterviews die familialen Beziehungsweisen untersucht. Bisherige Ergebnisse zeigen u.a., dass erstens das Sprechen über Vermögen familienintern über eine allgemeine ‚Über Geld spricht man nicht‘-Norm hinaus tabuisiert ist. Es gibt eine teils strategische Intransparenz der Eltern gegenüber den Kindern. Zum einen besitzt dies eine pädagogische Funktion (auf eigenen Beinen stehen lernen), zum anderen können Eltern Art und Umfang der Weitergabe steuern und ggf. an (weitere) Bedingungen knüpfen. Zweitens variiert die Weitergabe von Vermögen nach Faktoren, die familienextern (z.B. steuerrechtlich günstige Schenkungszeitpunkte) und insbesondere auch familienintern verortet sind (z.B. Erfüllungen von Leistungserwartungen; Vorhandensein von Enkelkindern). Wir erläutern, inwiefern auch die Weitergabe von Werten und Markierungen von Zugehörigkeit (z.B. Schwiegerkinder haben teil oder nicht) eine wichtige Rolle spielen. Drittens sind neben inter- auch intragenerationale Beziehungen relevant. Ungleiche Vermögensanteile zwischen den Geschwistern und/oder räumliche Nähe/Distanz zur Kernfamilie und ggf. dem Familienunternehmen spielen dabei eine konflikthafte Rolle, die mit unterschiedlichen Lebensentwürfen der Beteiligten verschränkt sind. Unser Forschungsdesign ermöglicht es, deren Perspektiven teilweise direkt gegenüberzustellen. |