Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
AdH84: Transition? Nicht ohne uns! - Studentische Perspektiven auf Transitionen
Zeit:
Donnerstag, 25.09.2025:
14:15 - 17:00

Chair der Sitzung: Alina Anna Meyer, Universität Rostock
Chair der Sitzung: Sabrina Arneth, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)
Chair der Sitzung: Franca Heuer, Universität Bielefeld
Chair der Sitzung: Chiara Osorio Krauter, Humboldt Universität zu Berlin
Sitzungsthemen:
Meine Vortragssprache ist Deutsch., Meine Vortragssprache ist Englisch.

Zusammenfassung der Sitzung

Die Vorträge " The Sonic Boom of Social Novelty: The Impact of AI-Tools on Teaching in Higher Education" und “Reflections on transition within education as an irregular student, worker, and teacher under neoliberalism” werden auf Englisch gehalten. Alle anderen Vorträge der Veranstaltung sind auf Deutsch.


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Präsentationen

Transitionen in der industriellen Kommunikation: Datensicherheit zwischen bilateralem Austausch und Datenräumen

Hannah-Lena Graw

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland

Mehrere Initiativen wie Manufacturing-X aus dem Bereich der Industrie 4.0 arbeiten an Datenräumen, um die Kommunikation innerhalb der großen Industriezweige zu vereinfachen. Welche Vorteile haben die Datenräume gegenüber den gängigen bilateralen Verträgen? Sie versprechen zum einen, dass durch die geteilten Daten Produktionsstillstände durch Lieferschwierigkeiten vermieden werden können. Zum anderen sollen geteilte Informationen über Materialzusammensetzung und Maschinenhistorie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft beitragen. Das Forschungsprojekt „inteRKombi“ von Prof. Dr. Marc Mölders und Benjamin Doubali M.A. untersucht, wie diese Datenräume zur Erfüllung von gegensätzlichen Erwartungen beitragen können. In meiner Bachelorarbeit untersuche ich weiterführend die Bedeutung von Entkopplung als Respezifikation für die Datensicherheit.

Besio/Meyer (2020) beschreiben Entkopplung als die Trennung von formalen Strukturen und inneren Prozessen. Demnach können die organisationalen Prozesse geschützt und gleichzeitig externen Erwartungen formal entsprochen werden.

Datensicherheit gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für jeden Austausch zwischen Unternehmen. Um sie zu gewährleisten, handeln Unternehmen NDAs in ihren Verträgen zwischen einander aus. In diesen Verhandlungen müssen gegensätzliche Ansprüche zu einem gemeinsamen Kompromiss kommen. Besonders umstrittene, komplexe Themen, wie das Eigentum an den Daten, die Speicherung und Verwendung von Daten, könnten durch Datenräume vereinfacht werden. Wenn bestimme Daten zum Vorteil aller Beteiligten geteilt werden sollen, wie können die Betreiber der Datenräume garantieren, dass die Daten nicht allgemein verfügbar werden? Die Initiative Maufacturing-X beschreibt den Zugriff auf die Daten so, dass nur auf für die Produktion relevante Daten zugegriffen werden kann, nicht aber auf alle eingestellten. Jedes Unternehmen soll weiterhin die Kontrolle über ihre Daten behalten. Wie bewerten Unternehmen das Risiko eines Datenlecks? Verringern die Datenräume den Aufwand für die Zusammenarbeit stark genug, um das Vertrauen aufzubringen? In meiner Bachelorarbeit gehe ich diesen Frage nach.



‚Trübe Stimmung, taube Nippel, tote Hose‘ – Eine intersektionale Analyse der Einverleibung von Psychopharmaka und dessen transitive Effekte im sexuell-affektiven Feld

Lars Materne

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland

In Zeiten eines pharmapornografischen Kapitalismus werden sexuelles Begehren und pathologische Abweichung über dieselbe pharmazeutische und mediale Basis produziert und kultiviert. Hierbei werden Anti-Baby-Pille, Viagra sowie Pornografie zu Mitteln eines Produktionszyklus aus Erregung und Frustration. Währenddessen ist eine Psychologisierung sozialer Beziehungen erkennbar. In diesen Zusammenhang zeigt sich ein Doppelcharakter von Psychopharmaka: Sie sind einerseits Mittel psychologischer Umwandlungsarbeit und weisen anderseits transitive Effekte im Sexuellen auf. Demnach lässt sich die Einnahme von Psychopharmaka als sozial-technologische Einverleibung verstehen, wobei die Pillen mit der sozialen Welt

verschränkt bleiben. Subjekte stehen während diesem Prozess der Einverleibung in verschieden starken Wechselwirkungen mit kapitalistischer Gesellschaftsformation, psychzentrischer Ordnung und heteronormativer Geschlechterverhältnisse.

Hiervon ausgehend möchte ich darstellen, wie sich diese Wechselwirkungen in den Erfahrungen mit den transitiven Effekten von Psychopharmaka (re-)konstruieren lassen. Grundlage für den Vortrag sind teilbiografische, problemzentrierte Interviews, in deren Auswertung ich Grounded Theory und intersektionale Analyse verknüpft habe. Zudem begreife ich meinen Arbeitsprozess als wechselseitige Verortung, da ich nicht nur die Erfahrung der Interviewten analysiert habe, sondern die Interviewten auch meine Erfahrungen mit Psychopharmaka verortbar machten.

Im Vortrag werde ich darlegen, dass vor allem Vergeschlechtlichung und Psychiatrisierung beeinflussen, wie sich die individuelle Position im sexuell-affektiven Feld verschiebt. Ein Faktor bei dieser (Re-)Konfiguration sind dabei die transitiven Effekte der Pillen. Zudem werde ich erläutern, wie die Verschiebung zu einer substituierten Sexualität führen kann und welche Konsequenzen eine entfremdete Beziehung zu den eigenen Emotionen im Verhältnis zu sich und anderen hat. In meinem Beitrag werde ich deutlich machen, dass eine ausschließlich psychiatrische Perspektive auf transitive Effekte von Psychopharmaka die Verschiebungen im sexuell-affektiven Feld unzureichend erfasst und die eigene studentische Lebenswelt als Ausgangspunkt für Forschung Risken und Potenziale aufweist.



Reflections on transition within education as an irregular student, worker, and teacher under neoliberalism

Dennis Dübeler

Bielefeld University, Germany

Studying in a mode contrary to the market logics of neoliberalism, more than 10 years in total, without any ambition to engage with the market, but rather resist it, and for education as opposed to training [Carrigan and Bardini, 2021], I have had many encounters with the edges of a system that works against the above. I will recall these experiences and relate them to neoliberalism inside and outside of the academy, the rise of fascism and the manufactured lack of resistance that I observed as a student, worker, and, as of recently, teacher. My method of choice is autoethnography [Adams et al., 2016]. In particular, my aim is to highlight my transition of neoliberal understanding of education to more critical viewpoints through politicization.

My ”academic career” started at Bielefeld University in winter 2014. Come winter 2018, I switched to computer science and philosophy. Since winter 2024, I am enrolled in Interdisciplinary Studies of Science MA. From 2016 to 2022, I worked at the Faculty of Mathematics as a ”research assistant”, when in actuality, I practiced IT support. I sued the university after my last temporary contract (also: IchBinHanna [Bahr et al., 2022], TVStud [Hopp et al., 2023]). This decision was not made in a vacuum, but rather a consequence of the politicization of work and academia I was confronted with outside of the university. Thinking back, this politicization experienced through trade union IG Metall, later political party Die Linke, student organization Die Linke.SDS, and many more, has been woefully missing in my education. Especially so in computer science, but also in philosophy. Why might that be? From my perspectives of student, worker, and teacher, slightly different yet suspiciously similar answers arise. All of them converge in the me that is, supposedly, an educated citizen of a democracy. Critical inquiry of that convergence and its relations [Deleuze and Guattari, 2002] unveils the totality of neoliberalism [Wolin, 2017] and how it relates to fascism within education [Siefert, 2024]. As a student, I experienced depoliticization. As a worker, I experienced dependence. As a teacher, I experienced instrumentality of education. This cannot continue.



The Sonic Boom of Social Novelty: The Impact of AI-Tools on Teaching in Higher Education

Elias Ducke

Universität Bielefeld, Deutschland

The rapid advancement and accessibility of AI tools have raised concerns among academic instructors that traditional assessment methods may be easily circumvented by students. Rather than making tasks easier to solve, this development often triggered institutional responses that introduced more complex tasks. A notable case occurred in an information technology course at TU Berlin, where ‘anti-AI measures’ led to exams so confusing that students began sharing solutions, resulting in a surge in academic fraud cases and failed assessments.

This presentation examines such developments as a de- and restructuring of a strategic action field, triggered by transitions within the AI sector. Building on Pierre Bourdieu’s concept of the academic field, I apply the theory of fields by Neil Fligstein & Douglas McAdam to construct a theoretical framework. Using Hartmut Rosa’s De-Synchronization Model, I argue that differing transformation velocities across interdependent fields create tensions, described here as a ‘sonic boom of social novelty’. This concept aims to predict whether transitions unfold as continuous or discontinuous processes. Drawing on Hubert Knoblauch’s theory of communicative action, I identify discursive events as mediating carriers through which transformational moments unfold. Thereby I analyze the role of public discourse in shaping field structuring. The likelihood of restructuring is evaluated based on (1) the attributed discursive relevance of a transition, (2) the structural stability of the field (e.g., strategic resource distribution), and (3) the altered functional dependencies between fields.

Empirical analysis utilizes data from the Stanford AI Index, Twitter data collected by the University of Bielefeld, and scraped content from university news sites. The study selects specific geographic regions based on theoretical criteria to capture variations in institutional strategic responses. The study further compares the impact of external transitions on the humanities and natural sciences to test the hypothesis that such impacts are shaped by the functional characteristics of the receiving field.



„Richtige“ Soziologie? Studentische Theorie–Empirie-Konflikte in der Jenaer Soziologie

Paul Diedrich

Friedrich-Schiller-Univsersität Jena, Deutschland

Soziologie als Selbstbeschreibung von Gesellschaft ist wie ihr Gegenstand Transitionen unterworfen. Ihre Erkenntnisproduktion ist in ihrer akademisch-institutionalisierten Form eng an strukturelle Rahmenbedingungen gebunden, wobei eine anhaltende Ausdifferenzierung des Fachs Soziologie zu beobachten ist. Veränderungen an soziologischen Instituten – etwa durch Berufungen, Reformen des Curriculums oder neue Masterprogramme – markieren solche fachlichen Transitionen und machen disziplinäre Aushandlungs- und Selbstvergewisserungsprozesse empirisch sichtbar. Mit der Etablierung des Masterstudiengangs Gesellschaftstheorie am Institut für Soziologie der Universität Jena im Wintersemester 2008/09 wurde neben dem Soziologie-Master ein rein theoretisches Studienangebot geschaffen. Das Nebeneinander eines empirisch und eines theoretisch fokussierten Studiengangs führte innerhalb der Studierendenschaft zu zwei unterschiedlichen Modi sozialer Integration durch Distinktionspraxen. Studierende der Gesellschaftstheorie unterstellen den Studierenden der Soziologie ein mangelndes Interesse an soziologischer Theorie, die sie als primär notwendig für die Erkenntnis von Gesellschaft setzen. Studierende der Soziologie unterstellen umgekehrt den Studierenden der Gesellschaftstheorie ein geringes Interesse an empirischen Methoden, die sie als notwendig für eine gelingende Soziologie setzen. Beide Gruppen festigen mit diesen Zuschreibungen selbstreferenziell ihre Vorstellungen einer „richtigen“ Soziologie. Der Beitrag nimmt diese Konstellation zum Ausgangspunkt, um daraus resultierende Formen disziplinärer Selbstverortung und symbolischer Grenzziehung zwischen Theorie und Empirie innerhalb der soziologischen Studierendenschaft zu reflektieren. Es zeigt sich, dass diese diskursive Frontstellung auf eine tiefere wissenschaftshistorische Konfliktlinie verweist, wie sie etwa in der polarisierten Rezeption des sogenannten Positivismusstreits sichtbar wurde. Ziel ist es, durch wissenschaftshistorische Rekonstruktion dieser Konfliktlinie die gegenseitige Abhängigkeit theoretischer und empirischer Soziologie darzustellen. So sollen die Transitionen innerhalb des Fachs verstehbar und die Relevanz der Ausdifferenzierung für Studierende zur Diskussion gestellt werden. Der Beitrag will damit einen studentischen Raum zur fachsoziologischen Selbstverständigung eröffnen.



 
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