Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
AdH78: Soziologie in Zeiten sozial-ökologischer Verwerfungen. Auf der Suche nach einem neuen Vokabular
Zeit:
Donnerstag, 25.09.2025:
14:15 - 17:00

Chair der Sitzung: Stefan C. Aykut
Chair der Sitzung: Frank Adloff, Universität Hamburg
Chair der Sitzung: Christine Hentschel, Universität Hamburg
Sitzungsthemen:
Meine Vortragssprache ist Deutsch.

Zusammenfassung der Sitzung

Alle Vorträge der Veranstaltung werden auf Deutsch gehalten.


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Präsentationen

Hybridisierungsspiralen – Zur Genese von (kultiviertem) Fleisch

Henning Laux

Leibniz Universität Hannover, Deutschland

Um die sozial-ökologischen Umwälzungen der Gegenwart analytisch zu erfassen, schlage ich in meinem Vortrag das Konzept der Hybridierungsspirale vor. Diese Denkfigur soll einen Bruch mit statischen, zyklischen und teleologischen Vorstellungen des Sozialen ermöglichen und den soziologischen Blick für die dynamischen Verwicklungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft öffnen. Die zentralen Facetten und Potenziale des theoretischen Konzepts werden in Auseinandersetzung mit einer empirischen Fallstudie zu kultiviertem Fleisch entwickelt.



Register der Organisierungsfähigkeit

Anita Engels

Universität Hamburg, Deutschland

Die Klimakrise läuft im Verbund mit anderen sozial-ökologischen Großkrisen auf Konfliktlagen und gesellschaftliche Verwerfungen hinaus, die alle gesellschaftlichen Ebenen durchziehen. Die Ursachen liegen in den Makrosystembedingungen der kapitalistischen Moderne, also auf einer Systemebene, die praktisch schwer zu bekämpfen erscheint. Die schiere Komplexität der Verhältnisse, die fortschreitende Zerstörungsdynamik und die Stabilität der externalisierenden, imperialen, die Zukunft verkaufenden und nachhaltig die Nicht-Nachhaltigkeit sichernden Strukturmuster sind überwältigend. Wie kann angesichts dieser Diagnose ein theoretisch-konzeptioneller Zugang für die Möglichkeit des intendierten Wandels aussehen? Der Vortrag sucht diesen Zugang im Prozess des Organsierens und des Herstellens von Organisierungsfähigkeit.



Staying with the rubble: Fossile Moderne als unvollendetes Projekt

Andreas Folkers1,2

1Institut für Sozialforschung, Deutschland; 2Columbia University, New York, USA

Die moderne Gesellschaft reagiert auf die ökologischen Krisen, wie die Moderne nun einmal auf Krisen reagiert: mit dem Aufruf zur Veränderung, dem Neuen. Sie propagiert Innovation, Transition und Transformation. Schließlich hat die Moderne das Neue, die Innovation, den Wandel zu ihrem Prinzip gemacht. Selbst die alltägliche Katastrophe der Erderhitzung wird so als „neue Normalität“ verstanden und die Zerstörung des Planeten als „neues Erdzeitalter“ angesprochen: als „Anthropozän“ (zusammengesetzt aus dem griechischen ánthropos (Mensch) und kainós (neu). Die Soziologie hat dieses Selbstverständnis der Modernen allzu oft gespiegelt. So fordert Ulrich Beck zwar eine „andere“, „zweite“, „reflexive“, aber eben immer noch eine Modernisierung, die gegen die instrumentelle Halbierung die volle Moderne zur Geltung bringt. Bruno Latour wollte sich demgegenüber radikaler von der Moderne verabschieden. Dem Prinzip der Differenzierung und Trennung – insb. von Natur und Kultur – hat er das Prinzip der Vernetzung entgegensetzt und gefordert die „Modernisierung“ durch eine „Ökologisierung“ zu ersetzen. Ironischerweise reproduziert Latour damit aber nicht nur die moderne Geste des Bruchs mit der Vergangenheit. Zudem übersieht er die vertrackte materielle Beständigkeit der Moderne. So sind die ökologischen Schäden, mit denen die Gegenwart zu kämpfen hat, in vielerlei Hinsicht ja gerade die Folge der Residuen der fossilen Moderne: von CO2 in der Atmosphäre, über Plastik in den Ozeanen und petrochemischen Giften in Böden. Sowohl die soziologischen Aufrufe zur Erneuerung wie zur Verabschiedung der Moderne verkennen also wie umfassend die materialisierte Vergangenheit der Moderne die ökologische Zukunft in Beschlag nimmt.

Demgegenüber schlage vor die Moderne als ein „unvollendetes Projekt“ zu verstehen. Unvollendet ist sie nicht, wie bei Habermas, als verbindlicher normativer Horizont, sondern als unabschließbares materielles Geschehen. Es geht nicht darum das Versprechen der Moderne einzulösen, sondern sich dessen Verbindlichkeiten zu stellen. Das erfordert Reperatur und Reperation, nicht bloß Innovation und Transformation. Der Vortrag skizziert Ansätze einer sich bereits abzeichnenden Politik der Reperation in der unvollendeten fossilen Moderne. Dafür nimmt er einerseits aktuelle Bestrebungen für Klimareperationen und andererseits Initiativen zur Förderung von Negativen Emissionstechnologien in den Blick.



 
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