Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
AdH31: Entwicklung von Bildungs- und Berufsaspirationen als Wegweiser für den Übergang in die Berufsausbildung
Zeit:
Mittwoch, 24.09.2025:
9:00 - 11:45

Chair der Sitzung: Christoph Homuth, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi)
Sitzungsthemen:
Meine Vortragssprache ist Deutsch.

Zusammenfassung der Sitzung

Alle Vorträge der Veranstaltung werden auf Deutsch gehalten.


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Präsentationen

Bildungsaspirationen: Die Rolle besonderer Unterstützungsbedarfe, schulischer Leistung und des familiären Hintergrunds

Sebastian Bauer1, Cornelia Gresch2, Ines Reißenweber1

1Leibniz-Institut für Bildungsverläufe; 2Humboldt-Universität

Schüler:innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen (SPF) oder Teilleistungsschwächen (TLS) erreichen tendenziell niedrigere Bildungsabschlüsse, was ihren Übergang in weiterführende Bildungs- und Berufswege erschweren kann. Bildungsaspirationen als Prädiktor angestrebter Bildungsabschlüsse werden wesentlich durch Schulleistungen und familiäre Herkunft beeinflusst. Da Schüler:innen mit Unterstützungsbedarfen oft geringere Schulleistungen zeigen und aus sozioökonomisch benachteiligten Familien stammen, können diese Faktoren zusätzliche Barrieren darstellen. Laut Eingrenzungs- und Kompromisstheorie passen Jugendliche ihre Ziele an wahrgenommene Hindernisse an, was besonders auf Schüler:innen zutreffen könnte, die aufgrund von Labels wie SPF oder TLS Identitätsverletzungen erfahren. Zudem könnte sich eine vom allgemeinen Lehrplan abweichende Beschulung negativ auf Bildungsaspirationen auswirken - besonders bei zieldifferent unterrichteten Schüler:innen mit SPF in den Förderschwerpunkten Lernen oder geistige Entwicklung.

Der Beitrag untersucht die Bildungsaspirationen von Schüler:innen mit SPF (zielgleich oder zieldifferent unterrichtet) und TLS hinsichtlich ihres Schulabschlusswunsches, unter Berücksichtigung schulischer Leistung und familiärer Merkmale. Datengrundlage bildet die INSIDE-Studie (n = 1.092; 79 mit SPF, davon 53 % zieldifferent; 144 mit TLS).

Die Ergebnisse multinomialer logistischer Regressionen zeigen, dass Schüler:innen mit SPF im zieldifferenten Unterricht signifikant häufiger einen Hauptschul- statt eines Realschulabschlusses anstreben als Schüler:innen ohne SPF oder mit SPF im zielgleichen Unterricht. Für Schüler:innen mit TLS ergeben sich keine signifikanten Effekte. Der Abiturwunsch ist in allen Gruppen ähnlich ausgeprägt und wird vor allem durch gute Schulnoten und hohen sozioökonomischen Status begünstigt. Unter Kontrolle von Leistung und Herkunft weisen ausschließlich Schüler:innen im zieldifferenten Unterricht signifikant geringere Bildungsaspirationen auf, was darauf hindeutet, dass diese Unterrichtsform die Entwicklung höherer Bildungsziele erschweren könnte.



Die Rolle von Interessenprofilen für geschlechtlich segregierte Berufswahlentscheidungen

Corinna Kleinert1, Brigitte Schels2

1Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Deutschland; 2Paris-Lodron-Universität Salzburg, Österreich

Berufswahlprozesse sind bis heute durch eine ausgeprägte Geschlechtersegregation gekennzeichnet. Studien zeigen, dass die beruflichen Interessen ein bedeutsamer Prädiktor der Berufswahl sind und dass Geschlechterunterschiede in den beruflichen Interessen dazu beitragen, die Geschlechtersegregation auf dem Arbeitsmarkt zu erklären. Gleichzeitig sind die Interessen Jugendlicher vielschichtig, teilweise undifferenziert und formieren sich zu Interessenprofilen, die in unterschiedlichem Ausmaß geschlechtstypisch geprägt sind. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag die Frage, inwieweit Interessenprofile die Geschlechtstypik der Berufswahl beeinflussen und ob es dabei systematische Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gibt. Uns interessiert dabei insbesondere, welche Rolle die Interessenprofile in unterschiedlichen Phasen des Berufswahlprozesses spielen.

Unsere Studie nutzt Paneldaten einer Stichprobe von Neuntklässler:innen in Deutschland im Schuljahr 2010/11 (NEPS-SC4). Sie enthalten Informationen zu beruflichen Interessen, idealistischen und realistischen Wunschberufen in der 9. Klasse sowie den später realisierten Ausbildungsberufen. All diese Berufsangaben wurden mit Mikrozensus-Daten zu ihrer Geschlechterzusammensetzung angereichert. Interessenprofile wurde mittels latenter Profilanalysen generiert. Anschließend wurden deren Einflüsse auf die Geschlechtertypik der Berufswünsche und Ausbildungsberufe – gemessen am Anteil der Personen im Beruf mit dem gleichen Geschlecht wie die Jugendlichen – mittels linearer Regressionen getrennt für Mädchen und Jungen geschätzt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die idealistischen Wunschberufe von Mädchen weniger geschlechtstypisch sind als die von Jungen, die Einmündungen in Ausbildungen jedoch nicht mehr. Interessenprofile beeinflussen idealistische Berufswünsche am wenigsten, realistische Berufswünsche etwas mehr und die realisierten Ausbildungsberufe am deutlichsten. Diese Effekte sind bei Jungen allerdings deutlich ausgeprägter als bei Mädchen. Insgesamt legen diese Ergebnisse nahe, dass sich Mädchen im Laufe des Berufswahlprozesses stärker an vorhandene Berufsstrukturen und deren Segregationsmuster anpassen, während Jungen ihre beruflichen Interessen und Präferenzen im Berufswahlprozess besser umsetzen können.



Haben gut vernetzte Eltern höhere Bildungsaspirationen für ihre Kinder?

Kerstin Schörner, Monja Schmitt, Felix Bittmann

LIfBi – Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Deutschland

Diese Studie untersucht, wie elterliche Bildungsaspirationen durch deren Kontakte zu anderen Eltern im schulischen Kontext beeinflusst werden. Unter Nutzung von Daten der Fünftklässlerkohorte des NEPS (SC3; N = 6.162) können die Autor*innen mit linearen Wahrscheinlichkeitsmodellen zeigen, dass es keinen universellen Effekt der Anzahl der elterlichen Kontakte auf deren Bildungsaspirationen gibt, sondern der Effekt je nach besuchter Schulform variiert. Während für den unteren und den akademischen Bildungsweg (Gymnasium) kein statistisch signifikanter Effekt nachweisbar ist, zeigt sich für mittlere Bildungsgänge ein positiver Zusammenhang: Eltern mit mehr sozialen Kontakten innerhalb der Klasse neigen dazu, höhere (realistische) Bildungsaspirationen für ihre Kinder zu entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit, Aspirationen für das Abitur zu haben, steigt mit jedem weiteren Kontakt um ca. 0,5 Prozentpunkte.

Dieser Effekt könnte auf die unterschiedlichen Zielsetzungen innerhalb der mittleren Bildungswege zurückzuführen sein, während in homogeneren Bildungswegen weniger Variation in den Aspirationen besteht. Die Befunde unterstreichen die Bedeutung sozialer Netzwerke für die Bildungsaspirationen von Eltern und weisen darauf hin, dass intergenerationale Geschlossenheit insbesondere dort eine Rolle spielt, wo unterschiedliche Bildungswege offenstehen und elterliche Aspirationen variabler sind.



Wie unterscheiden sich die Berufsaspirationen von Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen an Förder- und inklusiven Regelschulen?

Christoph Homuth, Monja Schmitt, Sebastian Bauer

Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), Deutschland

Berufsaspirationen sind ein zentraler Aspekt zur Erklärung erfolgreicher Übergänge in die Berufsausbildung. Wir untersuchen, wie sich Berufsaspirationen von Schüler*innen mit SPF im Verlauf der Sekundarstufe I entwickeln und vergleichen inklusiv lernende Schüler*innen an Regelschulen mit exklusiv an Förderschulen lernenden.

Nach dem Wisconsin-Modell zur Erklärung von schichtspezifischer Herausbildung unterschiedlicher Aspirationsniveaus sind neben der Sozialisation im Elternhaus maßgeblich signifikante Andere (Freunde, Peers, Referenzgruppen) wichtig für die Entstehung von Aspirationen. Wir erwarten daher, dass Schüler*innen mit SPF in Regelschulen höhere Berufsaspirationen aufweisen als Förderschüler*innen, u.a. aufgrund des höheren Aspirationsniveaus an Regelschulen im Vergleich zu Förderschulen.

Wir vergleichen regressionsanalytisch die sozialstrukturelle Höhe der idealistischen Berufsaspirationen (ISEI des Berufswunsches) am Ende der Sekundarstufe I für die Gruppen Förderschüler*innen als exklusiv lernende Schüler*innen mit SPF, inklusiv lernende Regelschüler*innen mit SPF an Hauptschulen, an Hauptschulzweigen bzw. berufsorientierten Schulformen und an nicht-gymnasialen Schulen in Bundesländern mit zweigliedrigen Sekundarschulsystemen, sowie Regelschüler*innen ohne SPF an denselben Schulformen unter Verwendung von Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS).

Unsere Ergebnisse zeigen, dass inklusiv lernende Schüler*innen mit SPF in Klassenstufe 8 unter Kontrolle der sozialen Herkunft ähnlich hohe Berufsaspirationen aufweisen wie Regelschüler*innen ohne SPF, während Förderschüler*innen statistisch signifikant deutlich niedrigere Berufsaspirationen zeigen. Der Vergleich von Klassenstufe 8 zu 9 zeigt, dass Schüler*innen mit SPF generell niedrigere Berufsaspirationen aufweisen je näher der erste Schulabschluss rückt, während dies nicht für Regelschüler*innen ohne SPF gilt. Somit kann erwartet werden, dass inklusiv lernende Schüler*innen mit SPF den Übergang erfolgreicher bewältigen als exklusiv lernende.



 
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