Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
AdH19: Datenkörper–Avatar–Digitaler Zwilling. Digitale Figuren des Subjekts im Werden
Zeit:
Mittwoch, 24.09.2025:
9:00 - 11:45

Chair der Sitzung: Luana Pesarini, Goethe-Universität Frankfurt
Chair der Sitzung: Doris Schweitzer, Goethe-Universität Frankfurt a.M.
Chair der Sitzung: Tobias Schlechtriemen
Sitzungsthemen:
Meine Vortragssprache ist Deutsch., Meine Vortragssprache ist Englisch.

Zusammenfassung der Sitzung

Der Vortrag " “Meme Warriors” – Virtual Representations of Soldierly Masculinity in Far-Right Propaganda Battles" wird auf Englisch gehalten. Alle anderen Vorträge der Veranstaltung sind auf Deutsch.


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Präsentationen

“Meme Warriors” – Virtual Representations of Soldierly Masculinity in Far-Right Propaganda Battles

Johanna Maj Schmidt

Universität Leipzig, Germany

This paper explores the figure of the so-called “Meme Warrior,” which rose to prominence during the “Great Meme War” – a meme-driven online campaign in support of Donald Trump’s 2016 presidential bid. Since then, far-right movements around the world have increasingly employed meme-based strategies as tools of political influence, aiming to shape public opinion and decision-making.

The focus is on (self-)portrayals of Meme Warriors that often reflect, in ambivalent and ironic ways, the contrasts between traditional warfare and digital conflict. Key themes include the disembodiment of the Meme Warrior, the absence of physical sacrifice, and the digital staging of a connection to a heroic-masculine tradition. The central argument is that, although these memes may appear to engage ironically with a longing for heroism, they simultaneously express – on a latent level – a persistent desire for heroic masculinity. At the same time, the ideological or emotional function of this ironic distancing remains ambiguous, particularly when compared to the explicit and unambiguous heroism found in traditional Nazi and neo-Nazi propaganda.

At the core of the analysis is the question of how digital subjectivities are shaped within the tension between irony and far-right ideology – and what role representations of masculinity play in this process. In the context of post-heroic societies, where traditional, body-bound forms of heroism are losing relevance – for instance, in automated or “unmanned” warfare – the figure of the Meme Warrior can be read as an attempt to preserve the image of the (male) warrior’s body against its perceived obsolescence.



Die Beziehung zwischen digitalem Zwilling und menschlichem Körper: Soziologische Relationsmodelle im Test

Luana Pesarini, Doris Schweitzer

Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland

Der human-digitale Zwilling existiert bis dato nicht: Seine Entwicklung steckt in den Kinderschuhen. Es ist offen, welche konkreten Verwirklichungen er erfährt – nicht zuletzt, gibt es deswegen auch keine einheitliche Vorstellung davon, was man unter diesem Begriff zu verstehen hat. Nichtsdestotrotz kursiert er im Rahmen der „European Virtual Human Twin Initiative“ bereits als die Zukunft der Gesundheitsversorgung und -Forschung. Diese Verheißung wird besonders über Personalisierung eingeholt: Mittels individueller Gesundheitsdaten soll der human-digitale Zwilling als personalisiertes virtuelles Double menschlicher Körper fungieren und sich mit diesem ko-entwickeln, was letztlich die Antizipation zukünftiger Gesundheitsentwicklungen ermöglichen soll. Im Zentrum der Diskussion um das korrekte Verständnis sowie die Entwicklung und Anwendung des human-digitalen Zwillings steht folglich dessen Beziehung zum gezwillten menschlichen Körper und seinem technisch-infrastrukturellen „Ökosystem“.

In unserem Beitrag wollen wir der Frage nachgehen, welche gesellschaftlichen Effekte in der Konfrontation des menschlichen Subjekts mit der Figur des human-digitalen Zwillings zu erkennen sind. Dazu werden wir die im Rahmen der „European Virtual Human Twin Initiative“ evozierten Beziehungsmodelle analysieren. Dabei ist ein doppeltes Schwanken in den Begrifflichkeiten erkennbar, welche Relationen wie mit und über den Digitalen Zwilling gebildet werden: einerseits ein Schwanken zwischen Repräsentation oder Simulation des menschlichen Körpers durch den Digital Twin; andererseits wird die Personalisierung respektive Individualisierung der Medizin einer forcierten Ökosystemeinbettung gegenübergestellt. Diesen von der EU in Anschlag gebrachten Beziehungsmodellen werden wir uns mittels des begrifflichen Werkzeugkastens der soziologischen Theorie annähern. Das erlaubt uns im Umkehrschluss, anhand der Subjektfigur des Digitalen Zwillings Irritationen von in der Soziologie diskutierten Konzeptionen von Repräsentation, Simulation, Personalisierung/Individualisierung und Umweltbezug zu markieren – Irritationen, die unter Umständen auf (zukünftige) gesellschaftliche Konfliktlagen verweisen.



Gesicht ohne Antlitz. Phänomene gebrochener (Inter)Subjektivität im Digital Afterlife

Carsten Ohlrogge

Universität Münster, Deutschland

Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, vor welche Herausforderungen das Verständnis von Subjektivität im Interaktionsfeld mit digitalen Avataren im Digitale Afterlife gestellt ist. Mit dem Digital Afterlife sind Plattformen gemeint, auf denen es möglich ist, eine verstorbene Person als Avatar posthum digital in Erscheinung treten zu lassen und mit ihr zu kommunizieren. Der Avatar fungiert hierbei zum einen als ein erinnertes Abbild, tritt jedoch zugleich als eine Art künstliche Person neu in die vermeintliche Interaktion ein und kann durch die Generative Künstliche Intelligenz immer wieder abgewandelt und der jeweiligen kommunikativen Situation angepasst werden. Der Beitrag setzt mit der These an, dass sich gerade in der quasi-interaktiven und quasi-personalen Erscheinungsweise des digitalen Avatars von Verstorbenen eine Potenzierung ihrer Abwesenheit verbirgt, die sich in einer doppelten Weise als gebrochene Subjektivität auffassen lässt: 1) Durch die gefühlte und simulierte Präsenz der Verstorbenen wird ihre Abwesenheit erst recht offenbar, da sie nur dem Anschein nach, nicht aber in Wirklichkeit, ein leibliches Selbst als Ausdruck von Subjektivität, das responsiv in die sozialen Bezüge eintritt, darstellen (können) – sie erscheinen als Gesichter auf Bildschirmen, hinter denen sich jedoch kein Antlitz als irreduzibler Ausdruck ihrer Subjektivität verbirgt. Ihr Entzug durch den eigenen Tod wird noch einmal dadurch bekräftigt, dass der Avatar derart leiblos ist, dass sowohl die technologische Simulation als auch Attribution von Subjektivität durch die Hinterbliebenen nicht ausreichen, um den Verlust letztlich nicht noch stärker in die Erfahrung zu bringen. 2) Die Hinterbliebenen erfahren beim Versuch des Interaktionsaufbaus letztlich einen Rückfall auf sich selbst, da die intersubjektive Bezugnahme durch den fehlenden Selbstbezug über die subjektive Erscheinung des Anderen zerbricht. Subjektivität und Intersubjektivität zerfallen letztlich in den bloßen Anblick von Gesichtern. In der Argumentation stützt sich der Beitrag theoretisch auf die Alteritätsphänomenologie von Emmanuel Levinas sowie die Leibphänomenologie von Maurice Merleau-Ponty, zieht aber auch erste Befunde einer Dokumentenanalyse aus Online-Erfahrungsberichten und -Diskussionen zum Thema Digital Afterlife hinzu.



The Subject(s) of Digital Witnessing – Über Subjektwerdungsprozesse in der Herstellung und Nutzung interaktiver „Hologramme“ von Überlebenden der NS-Verbrechen

Johannes Barth

Universität Bielefeld, Deutschland

Die Zeitzeugin ist in den letzten Jahrzehnten zur zentralen Sozialfigur der globalen Erinnerungskultur geworden. Sie steht als eine geschichtsbewusste, moralische und auratische Instanz für den Imperativ des „Nie wieder“ und die Mission gegen das Vergessen der NS-Verbrechen. Besorgt wird entsprechend das absehbare Ableben der letzten Überlebenden der NS-Verbrechen diskutiert. Um dem „Verschwinden der Zeitzeugen“ (Skriebeleit 2011) zu begegnen – also damit umzugehen, dass Sozialfiguren „zeitgebundene historische Gestalten“ (Moebius und Schroer 2018, S. 8) sind – arbeiten seit ca. 15 Jahren Projekte daran die „era of the witness“ (Wieviorka 2006) mit „Hologrammen“ über ihre leibliche Anwesenheit hinaus zu verlängern. Mittlerweile werden diese interaktiven 3D-Zeugnisse z.B. in Schulen eingesetzt um Zeitzeug*innengespräche zu simulieren.

Nach einer Einführung der Zeug*innenfigur wird mein Beitrag anhand von Interview- und Beobachtungsdaten beleuchten, wie die soziotechnischen Gefüge der "Hologramme" eine digitale Zeug*innenfigur hervorbringen, die als Subjekt adressiert werden kann. Ich werde betrachten, wie durch die Aufzeichnung der zugrunde liegenden Filmaufnahmen und deren Implementierung in ein algorithmisches Sprachverarbeitungssystem Affordanzen hergestellt werden, die in der Interaktion die Konstitution eines digitalen Zeug*innensubjekts ermöglichen. Dabei argumentiere ich, dass dies eine Unterwerfung der „originalen“ Zeug*innen unter den Aufnahmeapparat erfordert, die von diesen als Entfremdung von ihren Zeugnisnarrativen und -performanzen erlebt wird. Darüber hinaus werde ich zeigen, dass die Hologramme in der Wahrnehmung der Nutzenden zwischen dem Status eines Zeug*innensubjekts und dem eines Technikobjekts schwanken können, was sich in der Situation auf ihre Beziehungen zu den „Hologrammen“ und zu sich selbst auswirkt. Ein implizites Bewusstsein für den Objektstatus der „Hologramme“ ist indes konstitutiv mit der Möglichkeit verwoben, dass die digitale Zeug*innenfigur situativ als Subjekt erfahren und der Objektcharakter punktuell transzendiert werden kann, da ein grundlegendes technisches Verständnis der "Hologramme" die Bedingung dafür ist, flüssig mit ihnen zu interagieren. Schließlich möchte ich erörtern, wie sich der Charakter der Zeug*innenschaft durch ihre Digitalisierung ändert und was dies für ihre gesellschaftliche Funktion bedeuten könnte.



 
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