Veranstaltungsprogramm

Sitzung
Plenum 2: Rasante, zähe Transitionen: Temporalität und (Un )Verfügbarkeit als Parameter gesellschaftlicher Veränderung
Zeit:
Dienstag, 23.09.2025:
9:00 - 12:00

Chair der Sitzung: Sarah Speck, Europa-Universität VIadrina Frankfurt (Oder)
Chair der Sitzung: Oliver Dimbath, Universität Koblenz
Sitzungsthemen:
Meine Vortragssprache ist Deutsch.

Zusammenfassung der Sitzung

Alle Vorträge der Veranstaltung werden auf Deutsch gehalten.


Präsentationen

„Abgehängt: Left-Behindedness als Modus der (Un-)Verfügbarkeit ländlicher Transition und das ‚neue Landproletariat‘“

Tine Haubner

Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Deutschland

„‘Nachholende Modernisierung‘ […] galt seit Beginn der Bundesrepublik Deutschland als das Mittel der Wahl, um in hinterher hinkenden Regionen, ‚gleichwertige Lebensverhältnisse‘ herzustellen.“ (Barlösius/Neu 2007: 78) Während die „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“ als sozial- und raumpolitische Zielstellung die Wiedervereinigung überdauerte, geriet sie mit der Jahrtausendwende zusehends unter Druck (ebd.). In diesem Zusammenhang galten auch ländlich-periphere Regionen zunehmend als hoffnungslose Fälle, deren Schicksal in absehbarer Zeit durch Deindustrialisierung, Schrumpfung und Alterung besiegelt sein würde. Die Lebensbedingungen und Interessen der lokalen Bevölkerungen hingegen, sowie der bedeutsame Umstand, wonach es sich bei den hier infrage stehenden Peripherisierungsprozessen auch um politisch gesteuerte Transitionen handelte, wurden dabei häufig ausgespart. Im Windschatten raum- und sozialpolitischer Debatten um die Neukodierung sozial- und raumpolitischer Postulate vollzog sich derweil eine „große Transformation des Ländlichen“ (Ouma/Vorbrugg 2020: 904) und damit auch eine lange von der soziologischen Forschung kaum zur Kenntnis genommene Transition. Im Zuge sozialräumlicher Peripherisierungsprozesse als „voranschreitende[m] Funktions- und Machtverlust“ (Neu 2010: 247f.) stieg die sozialräumliche Ungleichheit und die Armutskonzentration in ländlichen Regionen in Deutschland an, ohne dass sich die zumeist auf städtische Kontexte fokussierende Soziologie (mit wenigen Ausnahmen) intensiver mit ländlichen Räumen oder ländlicher Armut befasste. Erst als „abgehängte“ ländliche Räume durch rechtspopulistische Wahlerfolge auf sich aufmerksam machten, rückte das Phänomen sozialräumlicher Segregation stärker in den Fokus medialer und sozialwissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Demgegenüber hat sich die internationale geografische Forschung intensiv mit dem Phänomen der „left behind places“ auseinandergesetzt, wobei diese gar zum „Leitmotiv geografischer Ungleichheit“ im Gefolge der Weltwirtschaftskrise 2008 avancierten (Pike et al. 2023). Insbesondere in den USA hat die Forschung zu „abgehängten“ ländlichen Regionen eine lange Tradition (vgl. Davidson 1996; Lobao et al. 2007; Wuthnow 2018) und steht in enger Verbindung zum Konzept des „left behind“, das in sozialpolitischen Diskursen seit den 1960er Jahren mit der Benachteiligung marginalisierter Bevölkerungsgruppen verknüpft ist (Pike et al. 2023: 1169).

Auf der Grundlage eines vierjährigen qualitativen Forschungsprojektes zu ländlicher Armut in Ost- und Westdeutschland möchte der Beitrag seinen Blick auf die sozialstrukturellen Implikationen und handlungstheoretischen Folgen von ländlichen Peripherisierungsprozessen und konkret auf das Phänomen des „left-behindedness“ als eines spezifischen raum-zeitlichen Transitionstypus richten. Dabei steht die Herausbildung eines „neuen Landproletariats“ (Haubner/Laufenberg 2023) und deren eigensinnige Bearbeitungsweisen ländlicher Transition in ausgewählten peripherisierten Räumen im Zentrum. In diesen Räumen, so soll gezeigt werden, bilden sich im Kontext des Bedeutungsverlustes regulärer Erwerbsarbeit und unzureichender sozialstaatlicher Absicherung nicht nur kollektive „Verlusterfahrungen“ (Reckwitz 2021), sondern auch „Verlustpraktiken“ (ebd.) in Form informeller Reproduktionsweisen jenseits von Markt und Staat aus, die für die Wohlstandsnationen des globalen Nordens lange Zeit als überholt galten (vgl. Monteith et al. 2021) und die als subjektive Erfahrungen und Bearbeitungsweisen von Unverfügbarkeit im Transitionsgeschehen verstanden werden können. Insbesondere informelle Reproduktionsweisen ländlicher Armutsbevölkerungen lassen sich als eigensinnige Bearbeitungsweisen im Kontext temporaler Unverfügbarkeit ländlicher Transition verstehen, die durch die Erosion ihrer ökonomischen und sozialen Voraussetzungen herausgefordert werden.

Das „neue Landproletariat“ kann vor diesem Hintergrund als eine zurückbleibende und gewissermaßen „aus der Zeit gefallene“ Klasse betrachtet werden, die den Verlust von sozialem Zusammenhalt, materieller Sicherheit und Zukunftsaussichten mit informellen Praktiken des „Sich-Durchwurstelns“ zu kompensieren versucht. Diese können mithilfe des Begriffes der „Konversionsarbeit“ bezeichnet werden, bei der sich die Zeitlichkeit sozialer Übergänge in Diskrepanzen zwischen Feld und Habitus niederschlägt (Bourdieu 2000: 17). Der an der Schnittstelle von Arbeits- und Ungleichheitssoziologie angesiedelte Beitrag stellt Peripherisierungsprozesse als spezifischen Transitionstypus dar, präsentiert qualitativ-empirische Befunde zur Temporalität kollektiver Verlustpraktiken in ländlichen Armutsräumen und diskutiert die damit verbundene Ambivalenz von Transition und Stagnation mithilfe des Begriffes des „Hysteresis-Effektes“ (Bourdieu 2020: 116) als die Temporalität von Arbeitsverhältnissen und -bedingungen adressierendes „vielseitiges Konzept für flüchtige Zeiten“ (Graham 2020: 450).



Auf dem rasanten Weg zur Superintelligenz? Zur (Un)Verfügbareit zukünftiger Technik

Sascha Dickel

Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland

Die Entwicklung von KI ließ sich bis vor kurzem als träger Transitionsprozess beschreiben, der jahrzehntelang kaum die Erwartungen einlösen konnte, die zur Mitte des 20. Jahrhunderts artikuliert wurden. Nichtsdestotrotz wurde zum Ende des vergangenen Jahrhunderts die Prognose einer kommenden Artificial Superintelligence (ASI) formuliert (Vinge 1993; Bostrom 1998; Kurzweil 1999). Diese sollte der Intelligenz des Menschen nicht nur nahekommen, sondern sie gar überflügeln. Der (mitunter auch als technologische Singularität) beschriebene Zeitpunkt der Emergenz einer solchen Superintelligenz teilt die menschliche Geschichte in ein klares davor und danach ein. Superintelligenz wird als letzte Erfindung der Menschheit präsentiert – da danach alle weiteren Innovationen von nicht-menschlicher Intelligenz erbracht werden würden. Mit dem Erscheinen von Superintelligenz werden Hoffnungen und Befürchtungen verbunden, die einen geradezu eschatologischen Charakter annehmen: Die Spannbreite reicht von der Erlangung von Unsterblichkeit bis hin zur Auslöschung der Menschheit.

Der Vortrag rekonstruiert die Konjunktur des Zukunftsnarrativs der ASI anhand der öffentlichen Äußerungen und Positionierungen seiner populären Fürsprecher:innen. Die Zirkulation des ASI-Narrativs war in den 1990er zunächst auf einen überschaubaren Kreis trans- und posthumanistischer Technikenthusiast:innen beschränkt. Später wurde ASI zum Thema feuilletonistischer Diskurse und akademischer Schriften (Bostrom 2014). Seit den Durchbrüchen im Feld der generativen KI hat sich das Konzept der ASI rasant popularisiert und ist zum Gegenstand unternehmerischer Roadmaps und öffentlicher Risikodebatten geworden: Firmen wie Googles DeepMind und OpenAI betrachten die Realisierung übermenschlicher Superintelligenz als nächste Stufe der KI-Entwicklung nach dem Erreichen von menschengleicher Intelligenz (Artificial General Intelligence (AGI)).

Zentral bleiben dabei die schon seit den 1990er Jahren diskutierten Fragen nach der Geschwindigkeit und Steuerbarkeit dieses antizipierten technologischen Epochenbruchs. Der Vortrag schließt an diese Fragen an, wendet sie aber reflexiv: Er arbeitet zwei miteinander verflochtene Merkmale des ASI-Narrativs heraus: 1) die Temporalstruktur der antizipierten exponentiellen Beschleunigung technischer Möglichkeiten, die als notwendige Bedingung für die Emergenz einer ASI vorausgesetzt wird und 2) die paradoxe Deutung einer Un/Verfügbarkeit der Gesellschaft über diese technologische Revolution: Einerseits erscheint die Genese von ASI als Folge eines deterministischen Wachstums der Rechenleistung von Computern und entzieht sich gesellschaftlicher Verfügungsgewalt. Andererseits appellieren die Fürsprecher dieses Narrativs an die Gesellschaft, die Entwicklung von Superintelligenz zu lenken und zu gestalten. Dabei lassen sich zwei Deutungsmuster eines re-entry gesellschaftlicher Verfügbarkeit in das technikdeterministische Narrativ identifizieren: Zum einen wird es als relevant markiert, wer ASI herstellt und kontrolliert. So betrachtet etwa Sam Altman, der CEO von OpenAI, das jüngst von der US-Administration ausgerufene Projekt Stargate als

Infrastruktur für die Entwicklung von ASI. In diesem Deutungsmuster wird ASI zu einer Frage eines Wettlaufs von Firmen und Nationen. Zum anderen wird die gesellschaftliche Verfügungsmacht in der verantwortlichen Gestaltung neuer KI-Systeme gesehen: Wann und wo auch immer ASI entsteht, es gelte sie so zu designen, dass sie mit gesellschaftlichen Werten korrespondiere.

Der seit Ende des letzten Jahrhunderts geführte Diskurs um ASI thematisiert eine technologisch getriebene Transition der Gesellschaft: Wir leben ihm zufolge in der Zeit der noch-nicht realisierten ASI, die sich aber bereits jetzt auf die Zeit danach einstellen müsse. Zugleich lässt sich zeigen, dass die Veröffentlichung von ChatGPT eine Transition des Diskurses selbst markiert. Aus einem spekulativen Nischendiskurs, der durch boundary work (Gieryn 1983) weitgehend erfolgreich aus dem Bereich des seriös Sagbaren exkludiert wurde, ist ein Diskurs geworden, der sich sukzessive als anschlussfähiger Risikodiskurs positioniert.



Dekadenz, Apokalypse, Wiedergeburt – Zur Zeitstruktur rechter Krisenmythen

Leo Roepert

Universität Hamburg, Deutschland

Rechtspopulistische und rechtsextreme Weltbilder sind durch eine spezifische Vorstellung von der Zeitlichkeit krisenhaften gesellschaftlichen Wandels charakterisiert. Einerseits postulieren sie die Ewigkeit von Entitäten und Werten (Volk, Kultur, Nation, Familie), die den Kern sozialer Ordnung ausmachen sollen, andererseits interpretieren sie Geschichte als anhaltenden Verfallsprozess („Dekadenz“). Für die Gegenwart zeichnen sie ein apokalyptisches Bild, aus dem drastische politische Handlungsimperative abgeleitet werden: eine „Wiedergeburt“ des Eigenen ist nur möglich, wenn die als Feinde markierten Gruppen und die korrupten Werte und Institutionen beseitigt werden.

Der Beitrag gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Tradition des zyklischen Geschichts- und Verfallsdenkens (u.a. Rousseau, Nietzsche, Spengler) und analysiert anschließend seine aktuellen Ausprägungen im Diskurs der populistischen und extremen Rechten auf der Grundlage empirischer Studien und ausgewählter Fallbeispiele. Ein besonderes Augenmerk soll auf die Frage gelegt werden, welche Ursachen und Dimensionen des gesellschaftlichen Niedergangs jeweils im Vordergrund stehen („großer Austausch“ durch Migration, „Verweiblichung“ durch „Genderideologie“ usw.), wie das Verhältnis von Krise, Zeit und Handlungsmacht beschrieben wird (etwa: Krise als Verschwörung von „Eliten“, die zu bekämpfen ist, oder als schicksalhafter Prozess, der überstanden werden muss) und welche politischen Strategien daraus abgeleitet werden (etwa „akzelerationistische“ Zuspitzung oder Aufhalten der Krise).

In einem dritten Schritt wird eine soziologische Interpretation rechter Krisenmythen entwickelt. Dabei lautet die zentrale These, dass die Funktion der Geschichts- und Gesellschaftsvorstellungen der extremen Rechten darin besteht, Subjekten in Krisensituationen eine neue Form von Identität anzubieten. Das geschieht, indem das Eigene als seinem Wesen nach harmonisch und stabil dargestellt wird, während zugleich gesellschaftsimmanente Krisenerscheinungen symbolisch veräußerlicht werden. Auf diese Weise lassen sich Identitäten stabilisieren und die Überwindung der Krise als „Wiedergeburt“ bzw. Rückkehr zu einer ewigen guten Ordnung denken, die mit autoritären Mitteln ins Werk gesetzt werden soll.



Fossile Moderne. Zur materiellen Grammatik sozial-ökologischer Transition

Andreas Folkers1,2

1Institut für Sozialforschung, Deutschland; 2Columbia University, USA

Kohle, Öl und Gas sind nicht nur ein zentraler Schauplatz gesellschaftlicher Transformation. Fossile Materialitäten sind zugleich Katalysatoren und Medien der Transition, insofern sie sich durch eine materielle Eigenzeit auszeichnen, die Gesellschaften treibt, aber für diese stets bis zu einem gewissen Grad unverfügbar bleibt. Um diesen Gedanken einer materiellen Grammatik der Transition zu plausibilisieren, bringt der Vortrag neue und historische Materialismen ins Gespräch, um fossile Materialitäten sowohl in der Geschichte der Moderne zu verorten und als historisch-gesellschaftliche Kraft kenntlich zu machen.

Was immer der „Motor“ der modernen Gesellschaft sein mag – Kapitalismus, Differenzierung, Rationalisierung – fossile Brennstoffe sind ihr Treibstoff. Sie haben ein bisher unbekanntes Wirtschaftswachstum geschaffen, eine typisch moderne Zeiterfahrung ermöglicht, indem sie gesellschaftliche Operationen beschleunigt und von den zyklischen Verläufen der Natur unabhängig gemacht haben. Sie sind zum Zündstoff geopolitischer Konflikte und zur Beute (neo)kolonialer Extraktionsprojekte geworden. Vom Standpunkt fossiler Brennstoffe erscheint die Moderne in einem ungewohnten Licht. Die Moderne hängt von etwas ganz und gar Unmodernem ab. Das moderne Versprechen des Neuen und der Erneuerung, ist nur möglich geworden durch den Rückgriff auf das Alte, das Uralte, Fossile. Die Moderne hängt von ökologischen Voraussetzungen ab, die sie selbst nicht geschaffen hat.

Die extensive Nutzung fossiler Ressourcen führt zur massiven Vermehrung fossiler Residuen: CO2 in der Atmosphäre, Plastik in den Ozeanen, petro-chemische Gifte in Böden und der Nahrungskette. Das trägt zu ökologischen Schäden, der Vergiftung von Organismen und der Erderhitzung bei. Dadurch unterminieren fossile Residuen genau die modernen Selbstverständlichkeiten, die fossile Ressourcen mit hervorgebracht haben. Sie haben neben der Globalisierung ein planetarisches Geschehen zum Vorschein gebracht, das die ökologischen Grenzen des gesellschaftlichen Expansionsstrebens anzeigt und versiegeln den offenen Zukunftshorizont der Moderne. Die Residuen erzeugen eine Zukunft, die von den Hinterlassenschaften der Vergangenheit geprägt sein wird – und zwar noch auf Jahrhunderte. In Anbetracht ihrer ökologischen Bedrohung ist die Moderne selbst fossil geworden. Sie erscheint veraltet und unzeitgemäß. Dennoch verschwindet sie nicht einfach. Vielmehr führt sie in den fossilen Hinterlassenschaften ein Nachleben, das noch die ferne, ja fernste erdgeschichtliche Zukunft bestimmen wird.

Die Moderne hat die Gegenwart immer als transitorischen Moment des Übergangs vom Alten zum Neuen erfahren. In der fossilen Moderne stellt sich die Gegenwart jedoch zunehmend als Überlagerungsgeschehen dar, in dem die materiellen Persistenz des Alten eine bedrohliche Zukunft heraufbeschwört. Der historische Materialismus hat stets betont, wie das „Alp der Vergangenheit“ (Marx) die Gegenwart in Beschlag nimmt, insofern die in Waren, Kapital, Architekturen, Körpern und Infrastrukturen materialisierten gesellschaftlichen Verhältnisse Veränderungen erschweren. Das zeigt sich auch heute mit Blick auf die vielfältigen „carbon lock-ins“, die Dekarbonisierungsbemühungen bremsen. Die Ablagerungen von fossilen Residuen im Erdsystem hat jedoch gegenüber diesen Formen der „Verdinglichung“ einen gegenläufigen Effekt. Sie bewirken weniger eine Verstätigung des Bestehenden, sondern eine massive Veränderung der ökologischen Bedingungen der Gesellschaft. Das wiederum erzeugt einen Veränderungsimperativ, der sich jedoch immer weniger durch Rückgriff auf das moderne Imaginäre der Erneuerung bewältigen lässt. Der Strukturbruch liegt also darin, dass ein moderner Strukturbruch kaum noch möglich erscheint, weil der Pfad der Umweltveränderungen durch das virtuelle Potential der Residuen bereits vorgezeichnet ist.

Das macht es notwendig sich von der modernen Semantik der Transition zu verabschieden, um der materiellen Grammatik fossiler Eigenzeiten gerecht zu werden. Die Moderne stellt sich so weniger als ein normativ „unvollendetes Projekt“ (Habermas), als ein materiell unabschließbares Geschehen dar, in dem Wandel zunehmend die Form der Bewältigung einer unabgeschlossenen Vergangenheit annimmt. Das erfordert Reperatur und Reperation, nicht bloß Innovation und Transformation. Die Abkehr von der alten Semantik des Neuen bietet nicht zuletzt Anknüpfungspunkte für eine dekoloniale Perspektive, für die Modernisierung schon immer das Ende der Welt bedeutet hat.