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Inklusive Unterrichtsentwicklungsforschung ist u.a. zwischen Spracherwerbsforschung, Fremdsprachendidaktik und Sonderpädagogik interdisziplinär angelegt. Auch wenn Erkenntnisse aus den relevanten Diskursen und Forschungsansätzen sich gegenseitig bereichern, entstehen gleichzeitig auch Grenzräume, in denen sich Widersprüchlichkeiten und Grenzen der jeweiligen Perspektiven zeigen könnten.
Eine Lücke besteht darin, dass die bisherige Forschung zum inklusiven Englischunterricht (vgl. u.a. Roters et al. 2018) bislang eher auf methodische Rahmenbedingungen geschaut hat. Eine sprachdidaktische Analyse inklusiver Lerngelegenheiten unter kommunikativ-pragmatischen Gesichtspunkten, auch im Sinne einer sprachlich differenzierten Anpassung einer task (z.B. unter Berücksichtigung niveaudifferenzierter speech acts auf dem Weg der Lernenden zur Erreichung der curricularen Standards), steht also noch aus. Das Modell von Hulstijn (2015) zur Definition von Sprachkompetenz könnte ggf. einen Ausgangspunkt für interdisziplinäre Diskussionen bilden, da zwischen basic competence and higher level competences sowie core und periphery unterschieden wird. Fraglich ist, ob diese Ansätze für den inklusiven Englischunterricht (vgl. Kormos 2017) gewinnbringend sind. Angesichts der möglichen Rolle von unterschiedlichen Anwendungen zur Realisierung verschiedener Kommunikationsmodi ist parallel zu beleuchten, inwiefern diese zu einem solchen sprachdifferenzierten Englischunterricht beitragen könnten, der durch assistive bzw. mediale Tools eine niveaudifferenzierte Sprachkompetenz sowie barrierearme Kommunikation anbahnt.
Wir möchten nach einer Position von Statements u.a. folgende Fragestellungen mit den Teilnehmenden diskutieren:
Inwiefern sind die Konstrukte basic competence oder individual language proficiency auch aus interdisziplinärer Perspektive tragfähig?
Auf welche Weise können bzw. sollen kommunikativ ausgerichtete Unterrichtssituationen schon vorab nach high- und low-frequency Wörtern, Strukturen und Kommunikations- und Interaktionsformen analysiert und für den Unterricht angepasst werden?
Ist Niveau (noch) ein angemessener Begriff? Ist "Leistung" und language proficiency als globales Konstrukt für die heterogenen Lernausgangslagen ein angemessenes Konstrukt, um von diesem Standpunkt aus Kompetenzentwicklung zu ermöglichen? Oder könnte eine Differenzierung am unterrichtlichen Gegenstand operieren (i.S.v. was ist für eine Person leicht, was ist schwer, was aber machbar, verbunden mit einem Kompetenzziel)?
Welche linguistischen Herausforderungen könnten tasks darstellen? Welche linguistischen Kategorien benötigen Lehrkräfte, um das sprachliche Spektrum der SuS einschätzen zu lernen und darauf aufbauend (digitale) Differenzierungsmaßnahmen zu entwickeln?
Welche Implikationen wirft eine solche Herangehensweise für den inklusiven, digital mediatisierten Englischunterricht auf?
Ausgewählte Literatur:
Hulstijn, Jan H. (2015): Language Proficiency in Native and Non-native Speakers. Theory and research. Amsterdam: John Benjamins Publishing Company.
Kormos, Judit (2017): The second language learning processes of students with specific learning difficulties. New York, London: Routledge Taylor & Francis Group.
Roters, B., Gerlach, D. & Eßer, S. (Hrsg.) (2018). Inklusiver Englischunterricht. Beiträge zur Schulentwicklung. Münster: Waxmann.