In der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist die Institutionalisierung von Evaluation in den letzten Jahren stark vorangeschritten. Diese wird u.a. durch staatliche Akteure, aber auch durch den öffentlichen Diskurs vorangetrieben. Wesentliche Treiber sind zum einen zunehmende Ansprüche an Transparenz und Rechenschaft, zum anderen die Erfahrung, dass sich aus Evaluationen lernen lässt und so Maßnahmen zielgerichteter und wirkungsvoller gestaltet werden können. Wirkungs- und Lernorientierung haben eine lange Tradition in der EZ. Für die Nutzung von Evaluationen spielt jedoch nicht nur eine Rolle wie die einzelne Evaluation durchgeführt und aufbereitet wird, sondern auch wie die Akzeptanz der rezipierenden Stelle ist. Die Institutionalisierung von Evaluation trägt dazu bei, dass diese nach festgelegten Standards und Kriterien umgesetzt wird und in administrativen Regelungen und Verfahren verankert wird. Dies erhöht die Legitimation und die Akzeptanz von Evaluationsergebnissen und birgt die Chance, dass diese stärker in Entscheidungsprozesse einfließen. Gleichzeitig bestehen auch Herausforderungen und Grenzen für die Institutionalisierung von Evaluation, wenn diese dazu führt, dass Evaluation als bürokratische Verpflichtung wahrgenommen wird und möglicherweise Lernorientierung und methodische Kreativität behindert oder von den betroffenen Akteuren als Einschränkung für eigenständige Handlungsspielräume wahrgenommen wird.
Ziel der Session:
Ziel der Session ist zum einen eine Bestandsaufnahme der Institutionalisierung von Evaluation im Politikfeld der EZ im internationalen Kontext sowie spezifisch in Österreich und in Deutschland. Diskutiert werden soll unter anderem die Frage, welche unterschiedlichen Formen der Institutionalisierung von Evaluation bestehen und wie die Institutionalisierung gefördert werden kann. Darüber hinaus soll aus der Perspektive verschiedener Akteure aufgezeigt werden, wo Lücken, Grenzen, Chancen oder Herausforderungen der Institutionalisierung von Evaluation bestehen. Dadurch soll eine Annäherung an die Frage „Wie kann Institutionalisierung von Evaluation zu einer evidenzbasierten (und kohärenten) Politikgestaltung beitragen?“ erfolgen.
Struktur, Inhalte und Vortragende der Session:
Im Rahmen der Session wird es drei einführende Kurzvorträge geben, gefolgt von einer Podiumsdiskussion.
Vortrag 1: Institutionalisierung von Evaluation im internationalen Kontext der Entwicklungszusammenarbeit
Inputgeber: Prof. Dr. Jörg Faust, Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEVAL).
Der Vortrag gibt einen Überblick über unterschiedliche Formen der Institutionalisierung von Evaluation in der internationalen EZ. Dies umfasst auch die Darstellung potenzieller Treiber und aktueller Dynamiken im Hinblick auf die Veränderung von Evaluierungssystemen.
Vortrag 2: Das Beispiel Österreich: Ressortübergreifende Institutionalisierung von Evaluation im Bereich der internationalen Zusammenarbeit
Inputgeber: Mag.phil. Raimund Magis, MA Bundesministerium europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA)
Der Vortrag stellt den Stand der Institutionalisierung von Evaluation im Politikfeld der internationalen Zusammenarbeit in Österreich dar. Insbesondere wird auf die Herausforderungen und Potenziale einer ressortübergreifenden Institutionalisierung von Evaluation eingegangen.
Vortrag 3: Institutionalisierung von Evaluation im Politikfeld der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland mittels standardisierter Evaluierungsleitlinien.
Inputgeberin: Laura Gerken, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Nach einem Überblick über aktuelle Entwicklungen in Bezug auf die Institutionalisierung von Evaluation im System der deutschen EZ geht der Vortrag darauf ein, wie die Institutionalisierung vorangebracht werden soll. Er stellt die damit verbundenen Ziele, Vorgaben und Standards dar und geht der Frage nach, wie durch die Institutionalisierung, die Nutzung von Evaluationen für die Entscheidungsfindung im System der deutschen EZ erhöht werden kann.
Podiumsdiskussion: Potenziale und Herausforderungen der Institutionalisierung von Evaluation in der internationalen Zusammenarbeit
Leitfragen:
- In welchen Bereichen ist die Institutionalisierung sehr weit vorangeschritten? Welche Lücken der Institutionalisierung gibt es?
- Was sind Vorteile der Institutionalisierung? Was können Nachteile sein?
- Welche Chancen und Herausforderungen der Institutionalisierung für die Nutzung und methodische Weiterentwicklung von Evaluation bestehen?
Das Podium wird neben den drei Vortragenden durch folgende Personen besetzt:
- Martha Gutierrez, Leiterin der Stabsstelle Evaluierung der GIZ
- Sebastian Schuster, Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe – AG Wirkungsorientierung (VENRO – AG Wirkungsorientierung)
Moderation: Kirsten Vorwerk, Nikolai Hergt, Sibylle Nickolmann (AK Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe)