Die steigende Komplexität und Unsicherheit im sich rasch wandelnden Evaluationskontext stellen die Evaluationspraxis vor wachsende Herausforderungen und erfordern innovative Lösungsansätze. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Integration von Foresight-Methoden in Evaluationen an Bedeutung. Indem sie zukünftige Entwicklungen empirisch erfassen, können diese Methoden dazu beitragen, die Relevanz und Anpassungsfähigkeit von Evaluationen zu erhöhen. Ihre systematische Verankerung kann so die Qualität und Nützlichkeit von Evaluationen vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen stärken und damit auch zur weiteren Professionalisierung von Evaluation beitragen.
Trotz des wachsenden Interesses an der Nutzung von Foresight in Evaluationen gibt es Hürden beim Praxistransfer. Es fehlt bislang ein Rahmen, der die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Foresight-Methoden in die Evaluationspraxis systematisch beschreibt. Darüber hinaus existiert bisher keine umfassende und anwendungsorientierte Übersicht über Foresight-Methoden, die in Evaluationen genutzt werden könnten. Dies ist insbesondere von Bedeutung, da real-world constraints die Anwendung zusätzlicher Methoden in Evaluationen erschweren.
Die geplante Session adressiert diese Herausforderungen. Sie ist entlang von drei Leitfragen strukturiert, die die inhaltlichen Beiträge und die Diskussion strukturieren:
- Wie kann Foresight Evaluation stärken? Wie kann die Integration von Foresight-Methoden helfen, Evaluationsstandards wie Nützlichkeit zu erfüllen und damit die Grundlage für qualitativ hochwertige Evaluationen zu stärken?
- Wie lässt sich Foresight in Evaluationen integrieren? Wie kann ein konzeptioneller Rahmen für die Integration von Foresight in Evaluationen aussehen, der sowohl die Natur des Evaluationsgegenstandes als auch die verschiedenen Phasen des Evaluationsprozesses berücksichtigt?
- Welche Implikationen ergeben sich für den Praxistransfer? Welche Foresight-Methoden eignen sich für unterschiedliche Zwecke in Evaluationen, beispielsweise für die Planung, und wie können diese Methoden gezielt in Evaluierungsprozesse integriert werden, um ihre Potenziale voll auszuschöpfen? Welche Faktoren fördern oder hemmen dabei die Verankerung von Foresight in der Evaluationspraxis?
Ziel dieser Session ist es, Wege aufzuzeigen, wie Foresight in Evaluationen genutzt werden kann. In vier Vorträgen wird ein konzeptueller Rahmen für die Nutzung von Foresight in Evaluationen präsentiert und die praktische Anwendung von Foresight-Methoden vorgestellt. Auf Basis dieser Beiträge findet anschließend eine Diskussion Möglichkeiten und Grenzen ihrer Anwendung statt. Hierbei wird ein Fokus auf die Wechselwirkungen mit der Professionalisierung von Evaluation gelegt.
Einzelvorträge der Session
Systematische Integration von Foresight-Methoden in Evaluationen: Ein Raster für unterschiedliche Evaluationsphasen und -typen (Dr. Jan Tobias Polak, DEval)
Aufbauend auf einer Vorstellung des Status Quo in Hinblick auf die Nutzung von Foresight-Methoden wird in diesem Beitrag wird ein Raster zur Strukturierung der Integration von Foresight-Methoden in Evaluierungsprozesse vorgestellt. Dabei wird aufgezeigt, wie durch eine Verankerung in verschiedenen Evaluationsphasen und -typen eine Standardisierung und Institutionalisierung dieser Methoden gefördert werden kann.
Evaluation und Foresight: Grundlagen für und Anforderungen an Evaluationen (Dr. Sonja Kind, VDI/VDE Innovation + Technik GmbH)
Dieser Beitrag vertieft einen konzeptionellen Rahmen und stellt dar, welche Funktionen Foresight-Methoden im Politik-Zyklus einnehmen können und wie sich diese in Evaluationen integrieren lassen. Hierzu werden u.a. unterschiedliche Phasen vorgestellt, bei denen Foresight-Methoden für Evaluationen eine Rolle spielen können. Es wird verdeutlicht, wie der Einsatz von Foresightmethoden zur Stärkung der Evaluationspraxis beitragen kann.
Navigieren durch Foresight-Methoden: Orientierung durch ein U-Bahn-Netz (Dr. Christian Grünwald, PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH)
Dieser Beitrag stellt ein Modell in Form eines „U-Bahn-Netzes“ vor, das einen strukturierten Überblick über verschiedene Foresight-Methoden und deren Einsatzmöglichkeiten in Evaluationen bietet. Diese Systematisierung kann dazu beitragen, die Einbindung von Foresight in Evaluationen zu erleichtern und so einen Schritt zur Institutionalisierung dieser Ansätze zu leisten. Ergänzend erfolgt eine methodische Reflexion, die sowohl die Potenziale als auch die Grenzen von Foresight-Methoden in der Evaluation beleuchtet.
Integration einer Szenarioanalyse in eine Ex-post- Evaluierung (Dr. Lea Kristin Kleinsorg, DEval)
Dieser Beitrag beschreibt die praktische Anwendung einer Szenarioanalyse im Rahmen der Ex-post-Evaluierung zur Stärkung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte im Kontext der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Es wird aufgezeigt, wie die Integration einer prospektiven Perspektive in einem ansonsten retrospektiv ausgerichteten Evaluierungsprozess die Zukunftsfähigkeit der daraus abgeleiteten Empfehlungen erhöht hat. Zudem wird erläutert, wie die Foresight-Methoden am DEval verankert wurden, um nachhaltige Lerneffekte zu erzielen und ihre Nutzung in zukünftigen Evaluationen zu fördern.