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A3: Evaluation wirkt? – (Nicht-)Wirkung von Evaluationen in Kultur und Kulturpolitik
Zeit:
Donnerstag, 15.09.2022:
14:30 - 16:00
Leitung der Sitzung: Thomas Heskia, Leuphana Universität Lüneburg Leitung der Sitzung: Dr. Thomas Renz, Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung
Zusammenfassung der Sitzung
Es gibt keine langfristige Evaluationskultur im Feld von Kulturpolitik und Kultureinrichtungen. Das Fehlen eines sinnvollen Hinterfragens der eigenen Arbeit mit empirischen Methoden ist auch darauf zurückzuführen, dass Ziele in Kulturpolitik und kulturpolitischer Förderung häufig keine besonders große Rolle spielen. Viele Fördermittel – z. B. für den laufenden Betrieb institutioneller Staatstheater – werden mit einem schwammigen „Kulturauftrag“ begründet. Die wenigen kennzahlenbasierten Ziele zur kulturpolitischen Steuerung (z. B. Zielvereinbarungen, Controlling-Kennzahlen) sind in der Regel sehr allgemein gefasst. In der Regel werden Besucher*innenzahlen und Finanzkennzahlen genannt – eine wirkliche inhaltliche Steuerung findet darüber aber nicht statt. Auch wird diese von Proponenten des Kultursektors als vermeintlicher Eingriff in die verfassungsmäßige Freiheit oft vehement abgelehnt, bzw. entsprechende Initiativen untergraben.
Wenn im Feld der Kultur und Kulturpolitik tatsächlich inhaltliche Ziele formuliert werden, so gehen diese in der Regel weit über Output und Outcome hinaus. Auf Ebene des Impacts wird dann beispielsweise der Abbau sozialer Ungleichheit, die Förderung von Bildung oder gleich die Rettung des Abendlands gefordert. Das sind Ziele, bei denen Kulturbetriebe zwar wichtige und anerkennenswerte Beiträge leisten können, diese aber global marginal und damit inmensurabel blieben. Die Wirksamkeit in ihrem originären Kernbereich – der Weiterentwicklung ästhetischer Phänomene – entzieht sich wiederum weitgehend der quantitativen Erfassung.
Das hat Auswirkungen auf die praktische Evaluation von kulturpolitischen Förderprogrammen und für den Einsatz ökonomischer und zeitlicher Ressourcen der Evaluierenden. In der Konsequenz entstehen daher im Feld von Kultur und Kulturpolitik immer wieder Evaluationen, welche in der Schublade landen, weil sie keine Anschlussfähigkeit zu politischen Steuerungsprozessen haben und somit keine Wirkung entfalten. Die Session erörtert, unter welchen Bedingungen Evaluationen eine Wirkung auf Seiten der Auftraggeber entfalten können.
Präsentationen
Evaluation wirkt? – (Nicht-)Wirkung von Evaluationen in Kultur und Kulturpolitik
Thomas Renz1, Thomas Heskia2
1Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, Deutschland; 2Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland