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E4: Zwischen Macht und Moral – Evaluation im Kontext von Kirche und Religion
Zeit:
Freitag, 16.09.2022:
12:45 - 14:15
Leitung der Sitzung: Paul Reinbacher, Pädagogische Hochschule Oberösterreich
Zusammenfassung der Sitzung
Während sich Religion als funktional ausdifferenzierter Bereich moderner Gesellschaften in der Kommunikation ihres charakteristischen „Codes“ bedienen kann, bringen die Kirche und kirchliche Einrichtungen als „organisierte Institutionen“ bzw. als „institutionalisierte Organisationen“ die Kommunikation, auf deren Basis sie sich reproduzieren, in die Form von „Entscheidungen“. Auf dieser Grundlage vermögen sie (auf dem Umweg von Sanktionen als Vermeidungsalternative) unter anderem formale Strukturen zur Grundlage von Macht zu machen. Vor diesem Hintergrund stellt Evaluation als „Sozialtechnologie“ wiederum eine Intervention in soziale Systeme, mit der stets eine in unterschiedlichem Ausmaß gewünschte Irritation etablierter Machtbalancen einhergeht, dar.
Folgerichtig loten zunächst Vanessa Kopplin und Nikita Katsuba unter dem Titel Wer hat hier die Macht? Ethische Herausforderungen der wissenschaftlichen Evaluationspraxis in einem religiösen Think Tank den schmalen Grat zwischen negativ und positiv konnotierter Macht aus, bevor sie der Legitimität von Macht als Voraussetzung demokratischer Strukturen nachspüren und dabei auch das Problem eines monarchistischen Absolutismus adressieren. Schließlich verdient in diesem Lichte betrachtet auch Verantwortung als moralisches Korrelat von Macht im Rahmen von Religionsgemeinschaften – insbesondere mit Blick auf diverse (Missbrauchs-)Skandale – besondere Beachtung.
Hier schließen Veronika Eufinger und Miriam Zimmer mit ihrem Beitrag Kirche m/Macht Evaluation – Wandel, Widerstand und Wirkungsmessung an, in dem sie ausgehend von durch Missbrauchsfälle ausgelöster abnehmender gesellschaftlicher Akzeptanz sowie damit einhergehender rückläufiger Ressourcen die Frage aufwerfen, welche Strukturen den Missbrauch von Macht verhindern können. Für die Evaluation kirchlichen Handelns ergibt sich daraus wiederum das Erfordernis einer validen Wirkungsmessung pastoraler Arbeit – einerseits als Grundlage evidenzbasierter Ressourcenverteilung, andererseits als Instrument gegen Machtmissbrauch durch die Transparenz organisationaler Entscheidungen.
Die Session „Kirche und Macht“ wird demnach Evaluation als eine gewissermaßen im Feld organisierter Religion bzw. religiöser Organisation zwischen Macht und Moral mäandernde Praxis in den Blick nehmen.
Präsentationen
Wer hat hier die Macht? Ethische Herausforderungen der wissenschaftlichen Evaluationspraxis in einem religiösen Think Tank
Vanessa Kopplin, Nikita Katsuba
Universität Bochum, Deutschland
Kirche m/Macht Evaluation – Wandel, Widerstand und Wirkungsmessung
Veronika Eufinger, Miriam Zimmer
Zentrum für angewandte Pastoralforschung, Ruhr-Universität Bochum, Deutschland